Sitzungsperiode 2020-2021
Ausschuss II für Kultur, Beschäftigung,
Wirtschaftsförderung und ländliche Entwicklung
Aktuelle Frage von unserem Fraktionsvorsitzenden Gregor FRECHES an Ministerin Isabelle WEYKMANS zum Thema Digitale Dörfer und Kosten für die DG und die Gemeinden
Wie in der hiesigen Presse berichtet wurde, haben die Gemeinden Bütgenbach und Amel den Zuschlag zur Teilnahme am Projekt „Digitale Dörfer“ erhalten.
Was bedeutet dies konkret: Für ein Jahr können die beiden ostbelgischen Gemeinden nun kostenlos auf ausgeklügelte digitale Dienste für ihre Bürger, ihre Dörfer und ihre Vereine zurückgreifen.
Wie aus der Berichterstattung hervorgeht, umfassen die Dienste nicht nur eine Webseite mit der Möglichkeit, verschiedenen Akteuren Redakteurfreigaben zu erteilen, sondern auch eine App (DorfFunk), die einen direkten und unmittelbaren Kontakt zwischen der Gemeinde und ihren Bürgern ermöglicht. Apps mit solchen vielschichtigen und gleichzeitig regional ausgelegten Inhalten können – wie allgemein bekannt ist – sehr kostspielig sein.
Das Projekt „Digitale Dörfer“ ist im Sommer 2015 mit dem Ziel gestartet, die Herausforderungen des heutigen Lebens in ländlichen Regionen in Bezug zur Digitalisierung zu untersuchen und gilt als ein Leuchtturmprojekt des Fraunhofer Instituts.
In Zusammenarbeit mit Gemeinden in Rheinland-Pfalz konzipiert, geht es vorrangig darum, auf die Bedürfnisse der Ländlichen Gemeinden einzugehen.
Angesichts dieser sehr interessanten digitalen Lösung für den ländlichen Raum, möchte ich Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin, folgende Fragen stellen:
- Wie hoch belaufen sich die Kosten für dieses Projekt der „Digitalen Dörfer“, die von der
Deutschsprachigen Gemeinschaft aufgewendet werden? - Und wie hoch werden diese dann nach dem Jahr für die Gemeinden sein?
Antwort der Ministerin:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
Werte Kolleginnen und Kollegen,
Wie Sie schon werter Kollege sehr gut beschrieben haben, handelt es sich bei den „Digitalen Dörfern“ um eine sehr nutzerfreundliche digitale Lösung, die gerade für den ländlichen Raum konzipiert wurde. Wenn wir diese Lösung in ihre einzelnen Komponenten runterbrechen, haben wir zunächst einmal eine voll ausgestattete Webseite, die vorhandene Gemeindewebseiten integrieren kann oder aber neu eingerichtet werden kann.
Die Gemeinde pflegt die Inhalte ein, kann aber Unterkategorien für Vereine, Schulen, Dörfer und Dorfgruppen einrichten und Redakteurrechte für diese Untergruppen vergeben. Gleichzeitig werden alle News von der Gemeindewebseite direkt an die angeschlossene App „DorfFunk“ weitergeleitet. Ist eine Straße gesperrt? Die Info kommt auf die Webseite und wird gleichzeitig direkt als Push-Nachricht auf das Smart-Phone gefunkt! Alles, was social Media kann, kann die App der digitalen Dörfer, aber auf Dorfebene: Suchen, Bieten, eigene Gruppen öffentlich oder privat erstellen, chatten und vieles mehr.
Zusätzlich entsteht mit der Option „Lösbar“ die Möglichkeit direkt mit der Gemeinde in Kontakt zu treten. Das Projekt „Digitale Dörfer“ Ostbelgien beinhaltet Schulungen und Support für die Gemeindemitarbeiter und andere Redakteure, sowie Tutorials zur App auf YouTube, also das rundum-sorglos Paket.
Diese ganzen Möglichkeiten einer offenen Webseite mit der Option vieler Unterkategorien und flexibler Redakteurrechte, die Verbindung mit der App, die Schulungen, der Support und die fortwährende Verbesserung und Aktualisierung der digitalen Lösung würde normalerweise für eine einzelne Gemeinde einen Kostenaufwand von 20.000-40.000 Euro aufwärts bedeuten – und das vorsichtig geschätzt. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Austausch mit Rheinland-Pfalz haben wir die Entwicklung des Projekts „Digitale Dörfer“ mitverfolgt. Hier sollte betont werden, dass die „Digitalen Dörfer“ in Rheinland-Pfalz als Pilotprojekt des Innenministeriums umgesetzt durch das Fraunhofer Institut mit insgesamt 3,4 Mio. Euro gefördert wurde und wird. Ende 2019 haben wir dann beschlossen, dieses Projekt auch nach Ostbelgien zu holen und unseren Gemeinden anzubieten. Wir haben als DG knapp 17.500 Euro für das ganze Paket aufgewendet und freuen uns, dass Amel und Bütgenbach die ersten „Digitalen Dörfer“ Ostbelgiens werden.
Nach Abschluss der Einrichtung können unsere zwei Gemeinden für ein Jahr kostenlos alle digitalen Möglichkeiten nutzen. Nach Ablauf des Jahres kommt für die Gemeinden eine Kostenbeteiligung von ca. 150 Euro monatlich hinzu, wenn sie alle Optionen weiternutzen wollen.
Wir sehen in den „Digitalen Dörfern“ Vorteile in allen Bereichen – in der Aufwertung des Ländlichen Raums und der Kommunikation auf Gemeindeebene, in der Entwicklung digitaler Lösungen zur Daseinsvorsorge und in der digitalen Präsentation der Dorfgruppen. Aber natürlich bedeutet es für die Gemeinden auch, dass sie ein innovatives digitales Produkt mit sehr geringer Belastung der eigenen Finanzen nutzen können.