Sitzungsperiode 2020-2021
Sitzung des Ausschusses IV vom 13. Januar 2021
AKTUELLE MÜNDLICHE FRAGE VON UNSERER GEMEINSCHAFTSABGEORDNETEN EVELYN JADIN ZUR PSYCHOSOZIALEN UNTERSTÜTZUNG DER PFLEGEKRÄFTE IN DER DG
Ein Artikel der Tageszeitung La Dernière Heure beleuchtete am 7. Januar 2021 eine von den Kliniken Saint Luc erstellte Studie, die sich unter anderem mit der Psyche des Pflegepersonals und der Ärzte im Rahmen der ersten Welle der Corona-Pandemie befasste.
Eine Erkenntnis der Studie, die von Philippe de Timari, dem Leiter des Psychiatriedienstes der Unikliniken Saint Luc als einmalig in ganz Belgien – wenn nicht sogar weltweit – beschrieben wurde und an der sich rund 500 Krankenpfleger und Mediziner beteiligten, war, dass 30-50 Prozent des Pflegepersonals während der ersten Welle an ihre Schmerzgrenze gerieten und Symptome von einem erhöhten psychosozialen Stress (posttraumatische Belastungsstörungen, Angstzustände, Depressionen…) aufzeigten.
Besagte „Welle“ wurde von Seiten der Mitarbeiter des Gesundheitswesens als Tsunami empfunden– man wurde nicht nur den Ängsten und Sorgen der Patienten ausgesetzt, sondern eben auch dem Virus. Als dann zunehmend die ersten Kollegen positiv getestet wurden, wurde das Vertrauen auf eine harte Probe gestellt, die Verwundbarkeit ins Bewusstsein gerückt und die innere Angst verschärft. Bei einigen Pflegekräften traten die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit nicht im März oder April, sondern eben verspätet ein. Ferner brachte die Studie ans Licht, dass die Folgen unterschiedlich seien, je nachdem ob die befragte Person auf einer Covid 19 Station tätig sei oder nicht.
Zur psychosozialen Unterstützung des Personals wurde in der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem Beratungs- und Therapiezentrum (BTZ) Gruppentherapien angeboten.
Außerdem wurde eine Hotline ausschließlich für Pflegekräfte eingerichtet. Die Inanspruchnahme war jedoch nach den ersten 3 Monaten eher bescheiden.
Meine Fragen nun an Sie, werter Herr Minister:
- Wurde das Angebot im Rahmen der psychosozialen Unterstützung des Personals seit
der ersten Welle in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ausgebaut?
Antwort des Ministers:
Das BTZ ist seit Beginn der Corona-Krise durchgehend an allen Werktagen erreichbar geblieben. Coronabedingt haben wir die Finanzierung des Dienstes ausgebaut.
Darüber hinaus war während der Weihnachtszeit, auf Anfrage der DG, eine Bereitschaft vorgesehen. Die Mehrkosten hat die Gemeinschaft getragen.
Daneben hat der Patienten Rat und Treff eine Kampagne zur mentalen Gesundheit organisiert und auf die verschiedenen Hilfsangebote hingewiesen.
Schließlich sind in Bezug auf die allgemeinen Angebote die wertvollen Dienste der Telefonhilfe zu erwähnen, die ebenfalls immer erreichbar sind.
Was die spezifischen Angebote für Pflegekräfte betrifft, so kann ich bestätigen, dass es in der ersten Welle eine Reihe von Initiativen gab und dass diese eher mäßig genutzt wurden.
Die Regierung war dennoch der Überzeugung, dass aus den in Ihrer Fragestellung beschriebenen Gründen eine Unterstützung in der mentalen Gesundheit vonnöten ist.
Deshalb wurde für die Jahre 2020 und 2021 eine zusätzliche Finanzierung für die psychosoziale Begleitung zur Unterstützung bei der Bewältigung der Covid-19-Krise vorgesehen.
Diese kommt den Mitarbeitern in all den Diensten zugute, die von den aktuellen Herausforderungen der Pandemie betroffen waren und es noch sind.
Auf diese Weise können Einrichtungen passgenaue Angebote für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einrichten.