Sitzungsperiode 2020-2021
Sitzung des Ausschusses II vom 12. Januar 2021
Aktuelle mündliche Frage von unserem Fraktionsvorsitzenden Gregor FRECHES an Ministerin Isabelle WEYKMANS zum Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft und innerbelgische Immersionsangebote
Das sogenannte Immersionsprogramm des FOREM erlaubt Arbeitsuchenden oder Studenten ihre Fremdsprachkenntnisse innerhalb einer Sprachenschule oder eines Unternehmens zu vertiefen. In einem am 26. Dezember 2020 im LeSoir erschienen Artikel wurde der Mehrwert der Initiative beleuchtet und die Destinationen kamen zur Sprache: Flandern oder das Ausland. Das Vademekum des FOREM „Immersions en entreprise en Flandre / Communauté germanophone“ unterstreicht die Vorgehensweise noch etwas deutlicher. Angesichts des Fachkräftemangels, der auch vor unserer Gemeinschaft keinen Halt macht und vor dem Hintergrund der unschätzbaren Bedeutung der Mehrsprachigkeit lauten meine Fragen:
- Neben unter anderem den zahlreichen Qualifizierungsmaßnahmen in puncto Sprache: bietet das Arbeitsamt – ähnlich dem FOREM – die Möglichkeit einer Immersion, mit anderen Worten eines Sprachbades in der benachbarten belgischen Unternehmerwelt an?
- Wenn ja, wie sieht die Inanspruchnahme des Programms in der DG aus?
- Betrachtet man beispielweise die Anforderungen des frankophonen Beschäftigungsgebiets Verviers, so wird deutlich, dass 20 Prozent der Stellenausschreibungen das Beherrschen der deutschen Sprache hervorheben. Die geografische Nähe zur DG spielt natürlich eine Rolle und spiegelt den direkten Einfluss unserer Wirtschaftsregion wider. Wie viele Unternehmen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft haben im Jahr 2019 – vor Corona – eine innerbelgische Immersion ermöglicht?
Antwort der Ministerin:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
Werte Kolleginnen und Kollegen,
die Beherrschung von mehreren Sprachen ist stets ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt. Seit 10 Jahren erfasst der WSR – Wirtschafts- und Sozialrat der DG – die Stellenangebote in der ostbelgischen Presse. Dabei kann festgehalten werden, dass konstant ca. 40% aller Stellenausschreibungen ebenfalls das Beherrschen der französischen Sprache verlangen. Dies weit vor der englischen, niederländischen oder luxemburgischen Sprache. Um Sprachen zu erlernen gibt es bereits zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten in Ostbelgien oder in Partnerschaft mit dem FOREM.
Was das Immersionsprogramm des FOREM anbelangt – das arbeitsmarktpolitisch für uns Sinn ergibt, um frankophone Arbeitskräfte für den ostbelgischen Arbeitsmarkt zu gewinnen – so hat uns das FOREM mitgeteilt, dass nur wenige Kandidaten (in der FG) das erforderliche Niveau in Deutsch erreichen, um an diesem Programm teilzunehmen.
Außerdem würden qualifizierte Personen, die darüber hinaus schon ein B1-Niveau in Deutsch erreichen, vermutlich sehr schnell Arbeit finden.
Daher ist die Inanspruchnahme bescheiden:
Im Jahr 2019:
- 1 Immersion (Arbeitssuchende) in einem Unternehmen in der deutschsprachigen Gemeinschaft.
- 3 Aufenthalte in einer Sprachschule im Ausland (Deutschland oder Österreich). Diese Teilnehmer planten, ein Praktikum in der deutschsprachigen Gemeinschaft zu absolvieren, fanden aber schon vorher Arbeit.
Im Jahr 2020:
- 1 Immersion in einer Sprachschule im Ausland (Deutschland oder Österreich).
Umgekehrt gibt es kein Immersionsangebot des Arbeitsamtes für den französischsprachigen Raum oder Flandern.
Ein Angebot, um ostbelgische Arbeitssuchende auf dem französischsprachigen oder flämischen Arbeitsmarkt zu integrieren, ergibt Sinn, um nach Möglichkeit mehr Arbeitssuchende in Arbeit zu bringen. Wobei natürlich zu bemerken ist, dass das Einzugsgebiet für die Vermittlung in Arbeit unserer Arbeitslosen bereits den angrenzenden französischsprachigen Raum umfasst.
Ich werde die Sachlage näher untersuchen lassen, indem wir die Erfahrung des FOREM dazu einholen (Das FOREM arbeitet seit 2016 mit diesem Instrument) sowie ermitteln, ob und wie der entsprechende Bedarf sich hier gestaltet.
Ich bedanke mich bereits für die Anregung.