BEITRAG ZUM „WORT DEN PARTEIEN“ VON UNSEREM SENATOR ALEXANDER MIESEN – AUGUST 2020
Alleinstehende haben in Politik und Gesellschaft wenig Lobby. Während das Eltern-Kind(er)-Familienmodell (richtigerweise) ständig im Fokus politischer Entscheidungen steht, gibt es für die Lebenssituation von Alleinstehenden selten einen politischen und gesellschaftlichen Reflex.
Dabei steigt die Anzahl dieser Menschen stetig. Laut dem belgischen Statistikbüro liegt der Anteil alleinlebender sowie alleinerziehender Personen inzwischen bei etwa 45%. Diese Statistiken enthalten eine Dunkelziffer. Nicht alle Personen, die einen Single-Haushalt bilden, sind automatisch alleinstehend. Gleichermaßen ist es gut möglich, dass Menschen aus einem Mehrpersonenhaushalt alleinstehend sind. Dennoch ist die Haushaltszusammensetzung meines Erachtens ein guter Indikator.
Es gibt zahllose Beispiele dafür, dass es eine gesellschaftliche, aber auch politische Erwartungshaltung gibt, die vorsieht, dass das Leben in einer Partnerschaft stattzufinden hat. Dies führt zu gesellschaftlichem und sozialem Druck für Alleinstehende. Darüber hinaus gibt es auch die Lebensrealitäten, die Alleinstehende täglich mit Nachteilen gegenüber Familien konfrontieren:
Singles ohne Kinder sind die Personen, deren Einkommen am stärksten besteuert wird. Dies zeigt der Steuerkeil der OECD. Der Steuerkeil für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener lag 2019 in Belgien bei 52,2% (OECD-Durchschnitt: 36%). Damit liegt Belgien an der Spitze.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Energiekosten. Sicherlich sind diese Kosten teilweise variable Kosten, doch bei weitem nicht gänzlich. Energiekosten beinhalten immer einen gewissen Fixanteil. So verwundert es auch nicht, dass der Energiearmutsbarometer der König Baudouin Stiftung 2019 angibt, dass 21,7% der Familien von Energiearmut betroffen sind. Bei Singles hingegen sind es 36.1%!
Wie steht es um den Nachlass eines kinderlosen Alleinstehenden? Warum verfügt eine Person, die Kinder hat, über deutlich günstigere Erbschaftskonditionen als eine Person die keine Kinder hat?
Es ist höchste Zeit, dass die Lebenssituation der Alleinstehenden auf die politische Agenda gesetzt wird. Daher habe ich in einem ersten Schritt eine Interpellation an den zuständigen Minister im PDG hinterlegt. Diese beinhaltete eine Reihe weiterer Beispiele für Benachteiligung von Alleinstehenden.
Um die Situation von Alleinstehenden ausführlicher zu thematisieren, wird es im Herbst eine Veranstaltung zu diesem Thema geben, sofern die Corona-Pandemie dies zulässt.
Bis dahin, bleiben Sie gesund.