Rede von unserem Provinzialrat Yves DERWAHL anlässlich einer im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft vorgetragenen Interpellation zum Thema„Immunfördernde Maßnahmen in Corona-Zeiten“
Eupen, den 25. Mai 2020
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren Kollegen,
werte Mitglieder der Regierung,
mit meiner bescheidenen juristischen Ausbildung möchte ich mir nicht anmaßen, etwas zu den medizinischen oder gesundheitswissenschaftlichen Aspekten der Interpellation von Kollegin KEVER beitragen zu können.
Allerdings spreche ich aus eigener Erfahrung, wenn es darum geht, die Wichtigkeit des Themas immunfördernder Maßnahmen und ihre Auswirkung auf die menschliche Psyche zu unterstreichen.
Dass gesunde Ruhephasen, ein konstruktives Stressmanagement, persönliche Ausgeglichenheit und psychisches Wohlbefinden zu einem reaktiven Immunsystem beitragen, ist inzwischen unbestritten.
Dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, Sport und frische Luft gut für das menschliche Wohlbefinden sind, ebenfalls.
Doch wie kommt es, dass manche Personen besser auf Stresssituationen, den Verlust eines geliebten Menschen oder des Arbeitsplatzes reagieren als andere, die buchstäblich den Boden unter den Füßen verlieren?
Stichwort Resilienz, oder wie sagt der Franzose so schön? « Il vaut mieux prévenir que guérir » !
Somit sollte der Fokus einer guten Gesundheitspolitik auf Prävention und Vorbeugung gelegt werden.
Wie verhindern wir, dass Burnout und Depressionen erst entstehen können?
Was kann die Politik tun, um Anreize zu schaffen, gesundheitsfördernde Maßnahmen zu unterstützen?
Der Saunagang als probates Mittel gegen Stress müsste konkreter von den Krankenkassen unterstützt werden.
Gleiches gilt meiner Ansicht nach auch für die finanzielle Beteiligung an den Sitzungen beim Psychologen, zumal wir -meines Erachtens- zu wenig Psychiater in Ostbelgien vorzuweisen haben.
Stichwort Mindfulness! Weshalb nicht in den Primarschulen ein Achtsamkeitstraining oder gar Meditation als Unterrichtsfach einführen?
Frau KEVER, Sie haben bereits den positiven Einfluss von Zink und Vitamin D auf das menschliche Immunsystem hervorgehoben.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt fast die Hälfte aller Menschen zu wenig Zink zu sich. Da besonders Jugendliche im Wachstum viel Zink benötigen, sollten Lebensmittel wie Mais, Käse, Rindfleisch und Lamm auf jedem Speiseplan (beispielsweise der ostbelgischen Schulen) auftauchen.
Neben dem erwähnten Vitamin D liefert auch Vitamin B12 (enthalten z.B. in Fisch und Eiern) wichtige Bausteine für eine gesunde Psyche, wie das Deutsche Ärzteblatt bereits 2008 zu berichten wusste.
Dennoch ist dies alles nichts, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir eines außer Acht lassen: den Menschen zuzuhören und ihre Sorgen und Ängste ernst zu nehmen!
Nichts ist schädlicher für die Gesundheit als die Einsamkeit.
Nichts schmerzt den Depressiven mehr als die Aufforderung „sich doch nicht so anzustellen oder sich so gehen zu lassen“. Schließlich sagt man einem Vergewaltigungsopfer auch nicht, dass es durch seine Kleidung oder sein Verhalten die Tat erst möglich gemacht hat…
Wohl dem, der in einer schwierigen Lebensphase neben guten Ärzten eine starke Familie und fürsorgliche Freunde an seiner Seite weiß!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!