Im Rahmen der „Liberalen Lounge“ empfing die PFF am Mittwochabend in Eynatten den Vorsitzenden der MR-Fraktion im Parlament der Wallonie, Pierre-Yves Jeholet. Natürlich wurde dort auch das Thema der 4. Region angesprochen. Pierre-Yves Jeholet betonte, dass er nach wie vor ein überzeugter Regionalist sei und sich für einen belgischen Staat mit 4 Regionen und ohne Gemeinschaften ausspreche.
Jenny Baltus-Möres fügte hinzu, dass die 4 Regionen aus ostbelgischer Sicht sicher das Ziel sein sollten, prioritär bliebe aber vor allem ganz konkret an der Übertragung weiterer Kompetenzen von der Wallonischen Region an die DG zu arbeiten. So stehe jetzt die Übertragung der Befugnisse zum Wohnungswesen an, die laut letzter Verhandlungen voraussichtlich bereits im Sommer 2017 an die DG übertragen werden könnten. Aber auch für die weiteren gewünschten Befugnisse, nämlich der Ausübung der Provinzbefugnisse, der Raumordnung und des Straßenbau müsse es weiterhin Verhandlungsspielraum geben.
Auch Pierre-Yves Jeholet positionierte sich erneut ganz eindeutig zu einer Stärkung der Regionen. So sollten in seinen Augen weitere Befugnisse der Féderation Wallonie-Bruxelles an die Wallonische Region übertragen werden, u.a. das Bildungswesen. Für die DG bedeutete dies ganz klar, dass er für sie die Zukunft als Region sieht. Bei einer weiteren Staatsreform sieht er einen starken Föderalstaat – der keine leere Hülle ist – und vier Regionen, die stark miteinander zusammenarbeiten. Weshalb er sich als „Regionalist“ versteht, erklärte er dadurch, dass die Gegebenheiten in den Regionen unterschiedlich sind. So gibt es ganz klare Unterschiede zwischen Brüssel und der Wallonie.
Der Autonomie-Ausbau der DG sei auch in der neuen liberalen Doktrin eingeschrieben, die am 15.11. verabschiedet werden soll. Er erinnerte auch daran, dass die MR schon immer stark mit der PFF verbunden war und sie sich stets stark gemacht hat für die Belange der Deutschsprachigen, so wie keine andere Partei im Inland (u.a. siehe entsprechende Resolutionen zur Übertragung weiterer Kompetenzen).
Auch zur Zukunft der Provinz Lüttich äußerte er sich dahingehend, dass die Situation für die DG geklärt werden sollte. Er sehe aber, dass andere Parteien, vorneweg die PS, sich noch dagegen sträube. Teilweise mit an den Haaren herangezogenen Argumenten, nämlich dass man die Anzahl DG-Bürger nicht verlieren möchte im Konkurrenzkampf mit anderen Provinzen. Für Pierre-Yves Jeholet besteht keine Zweideutigkeit in diesem Punkt und das Thema sollte baldmöglich erneut auf die politische Agenda – eine Aussage, womit er bei Jenny-Baltus Möres offene Türen einrannte.
Sie stellte auch das Zugehörigkeitsgefühl der DG zur Provinz in Frage. Da die Provinz zu einem Großteil (83%) dieselben Befugnisse ausübt, für die die Deutschsprachige Gemeinschaft schon zuständig ist, sieht die DG auch wenig Sinn darin, ihr weiter anzugehören. Denn die Summen, die die DG über ihre Gemeinden in die Provinz Lüttich einbezahlen muss, kommen den deutschsprachigen Bürgern nur in sehr geringem Maße zugute.
Jenny Baltus-Möres und Pierre-Yves Jeholet sprachen sich zum Abschluss einvernehmlich für die Übertragung weiterer Kompetenzen an die DG aus, allen voran die Ausübung der Provinzbefugnisse betreffend. Dazu wollen sie auch in Kürze im Wallonischen Parlament einen neuen Anlauf starten in Form der Hinterlegung eines entsprechenden Resolutionsvorschlags.