Sehr geehrter Herr Präsident,
Werte Kolleginnen und Kollegen aus Parlament und Regierung,
es steht außer Frage, dass Mehrsprachigkeit ein Vorteil und ein großes Plus für unsere Bevölkerung darstellt: auf dem Arbeitsmarkt, aber auch im Alltag und im Privatleben. Gerade in einer Grenzregion wie der unseren ist die vielgepriesene Mehrsprachigkeit, über die viele unserer Bürger verfügen, wichtig und oftmals auch notwendig. Und auch wenn in Sankt Vith neuerdings fleißig Chinesisch gelernt wird, ist als erste Fremdsprache hier in der Regel natürlich Französisch gemeint. Dabei sollten wir jedoch auch nicht vergessen, dass Niederländisch als weitere Landessprache und die Weltsprache Englisch demjenigen, der sie beherrscht, ebenso viele Vorteile einbringen können. Dazu später mehr. Zunächst will ich auf die in der von Kollege Schmitz eingereichten Interpellation primär angesprochenen Französischkenntnisse eingehen.
Das PDG beschäftigt sich geradezu regelmäßig mit dieser Thematik; zuletzt im Monat Mai des Jahres 2012 im Rahmen einer ähnlichen Interpellation zum Thema „Mehrsprachigkeit“ mit ausführlichen Stellungnahmen aller Parteien. Damals, vor gut anderthalb Jahren, lautete das Fazit des Unterrichtsministers Oliver Paasch, dass sich die Französischkenntnisse der DG-Schüler allem Anschein nach verbessert haben. Er sprach sogar von einer „Trendwende“ in diesem Zusammenhang und berief sich dabei auf einen Bericht der Uni Lüttich im Rahmen des sogenannten DELF-Tests, der die Französischkenntnisse der 12- bis 15-jährigen Schüler überprüft hatte und zu dem Urteil gekommen war, dass es wieder bergauf ginge mit den Französischkenntnissen der DG-Schüler in besagter Altersklasse.
Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung, seitens Arbeitgeber und auch mancher Lehrer scheinen diesen Trend aber leider nicht zu bestätigen, sondern „eine andere Sprache zu sprechen“ – einer der Gründe, weshalb dieses Thema heute zum wiederholten Male auf unserer Tagesordnung steht.
So werden immer wieder Stimmen nach neuen oder anderen Unterrichtskonzepten laut: „Mehr Fachunterricht in französischer Sprache!“ – lautet eine der Forderungen. Doch hilft es tatsächlich, so komplexe Fächer wie Geschichte, Naturwissenschaften, oder auch Mathematik in französischer Sprache zu unterrichten?
Oft wirft dies die Schüler in dem jeweiligen Fach erst mal zurück. Viele kämpfen mit Verständnis- und Übersetzungsschwierigkeiten, bevor sie den eigentlichen Unterrichtsstoff erst einmal begreifen können. Auch bestärkt dies bei manchen Schülern eine bereits bestehende Abneigung zur französischen Sprache noch, da sie die fremde Sprache für ihr Scheitern in besagten Unterrichtsfächern verantwortlich machen. So kommt es nicht von ungefähr, dass das Konzept, mehr Fachunterricht in französischer Sprache anzubieten, sehr umstritten ist.
Wenn also nicht dieses Konzept, was brauchen wir dann? Nun, das Unterrichtssystem der DG bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Schwerpunkt auf den Erwerb von Fremdsprachen und dabei insbesondere die französische Sprache zu legen, darüber hinaus können die in der Schule erworbenen Kenntnisse auch praktisch vertieft werden – ein Angebot, von dem bereits jetzt viele Sekundarschüler profitieren und was dank „Erasmus+“ vermutlich noch ausgebaut werden kann.
Wem das aber alles noch nicht genug ist, den möchte die PFF an dieser Stelle darauf hinweisen, dass man auch noch die Möglichkeit hat, seine Kinder im benachbarten französischsprachigen Gebiet einzuschulen – und dies bereits im Kindergarten wenn man denn möchte. In einem vollständig französischsprachig organisierten Schulsystem kann der Bilingualismus bei Kindern schon ab dem Kindergartenalter gefördert werden, weshalb nicht wenige Eltern diese Möglichkeit auch nutzen. Zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang aber, dann nicht nur den Kindergartenbesuch, sondern auch die Grund- und Sekundarschule in französischsprachigen Abteilungen fortzusetzen, um einer möglichen Sprachverwirrung vorzubeugen.
Allerdings steht der Französischunterricht in allen Sekundarschulen der DG bis zum Abitur einschließlich als Pflichtfach auf dem Stundenplan. Somit steht außer Frage, dass bei allen Schülern der DG normalerweise eine gesunde Basis an Französischkenntnissen erworben werden konnte, wenn sie die Sekundarschule wieder verlassen. Immerhin gilt dies für viele auch als erfolgreiche Vorbereitung für ein weiterführendes Studium, welches dann meist gänzlich in französischer Sprache absolviert wird. Und fragt man unsere Studenten, so antworten viele, dass sie es zwar anfangs etwas schwerer hatten als ihre französischsprachigen Kommilitonen, aber insgesamt doch ausreichend vorbereitet waren und am Ende oft sogar besser abschneiden als Letztere.
Ohnehin ist es wissenschaftlich erwiesen, dass es einen engen Zusammenhang gibt zwischen Einstellung und Motivation eines Sprachenschülers und seinem Erfolg, diese Sprache zu beherrschen: Eine der wichtigsten Voraussetzungen, ob egal welche Sprache erlernt werden kann oder nicht, liegt nämlich darin, selbst einen Sinn darin zu erkennen.
Und hier gebe ich meinem Kollegen Berni Schmitz eindeutig recht: „Die Familie spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den Grundstein zur Bereitschaft zur Erlernung einer anderen Sprache zu legen.“ Schon in der Familie nämlich kann diese weltoffene Sicht gefördert und positiv besetzt werden, um später die Sprachkenntnisse entsprechend zu perfektionieren – was meist erst in vollständig französischsprachiger Umgebung wie beispielsweise während des Studiums oder eines Auslandspraktikums geschieht.
Obwohl gute Französischkenntnisse für die Bürger der Deutschsprachigen Gemeinschaft also sehr wichtig sind, möchte die Fraktion der PFF an dieser Stelle betonen, dass die gute Beherrschung der Muttersprache Grundvoraussetzung ist, um eine optimale Fremdsprachenerlernung überhaupt zu ermöglichen.
Auch möchten wir davor warnen, Französischkenntnisse auf Kosten anderer Fremdsprachenfächer zu fördern. Neben Französisch gibt es eine weitere Landessprache, deren Kenntnis uns eine Reihe von Vorteilen einbringen kann und deren Erwerb für die meisten Deutschsprachigen auch noch einfacher und evt. sogar naheliegender ist als die französische Sprache, da es sich dabei ebenfalls um eine germanische Sprache handelt: Flämisch bzw. Niederländisch! Auch diese Sprache sollte daher in Unterricht und Studium nicht zu kurz kommen. Gerade in der Tourismusbranche ist es wichtig, über Grundkenntnisse in dieser Sprache zu verfügen, da wir uns in der DG sehr vieler Urlauber aus Flandern und Holland erfreuen können.
Und „last but not least“ – wobei wir beim Thema sind – möchte ich hier ein kleines Plädoyer für die Weltsprache Englisch einlegen: Ohne Englisch geht es heute nicht! Daher sollte auch kein Schüler eine Sekundarschule der DG ohne gute Grundkenntnisse in dieser Sprache verlassen. Meine Beobachtung ist allerdings, dass die jungen Menschen von heutzutage sich dieses Trends sehr bewusst sind und daher von vornherein gewillt und interessiert sind, diese Sprache zu lernen – eine Bewusstseinsarbeit, die für die französische Sprache und zu gewissen Teilen auch für die niederländische Sprache noch geleistet werden muss.
An dieser Stelle daher abschließend ein kleiner Aufruf an alle, besonders an die Eltern: Unterstützen Sie unsere Kinder und Jugendlichen aber auch Erwachsene in ihren Bemühungen und Bestrebungen des Fremdsprachenerwerbs gleich welcher Art – es kann uns allen nur zugute kommen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Jenny Möres, PFF