August 2022
Das Wort den Parteien
Generation «Corona»
In vielen Studien untersuchen Soziologen die Einflussnahme der Pandemie auf die Generation im Alter von 16 bis 29 Jahren. Die Einschränkungen der vergangenen zweieinhalb Jahre haben bei der Jugend ihre Spuren hinterlassen und deren Freizeitaktivitäten stark verändert. So wird etwa jedem zweiten Jugendlichen vorgeworfen, zu viel Zeit mit dem Handy zu verbringen. Wobei nur eine Minderheit sich von der Gesellschaft und der Politik ernst genommen fühlt. Der Generation «Corona» scheint außerdem hinsichtlich der Umsetzbarkeit ihrer Zukunftspläne das Vertrauen in die Zukunft verloren gegangen zu sein.
Auch haben die schulischen Leistungen unter den zahlreichen Unterrichtsausfällen, Distanzunterrichten, Quarantäne usw. gelitten. Für Aufsehen sorgte hier beispielsweise die Erfolgsquote im ersten Bachelor-Studienjahr an der psychologischen Fakultät der UCLouvain, wo lediglich 1 % der Studenten in erster Sitzung bestanden haben.
Besorgniserregender ist jedoch die Tatsache, dass laut einer Umfrage 26 % der befragten Kinder angeben, während oder nach der Zeit des «Lockdowns» psychologische Hilfe in Anspruch genommen zu haben. So kümmerte sich in der Vergangenheit ein Streetworker um bis zu 150 Jugendliche. Aus diesem Grund hat die Deutschsprachige Gemeinschaft ihre Unterstützung auf fünf Streetworker ausgeweitet. Deren Einsatz zum Wohle der Teenies kann nicht genug gewürdigt werden.
„Kinder sind unsere Zukunft“, dieser Satz suggeriert vielen Erwachsenen und der Politik der Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Die Verantwortung der Politik ist es dabei, sich um das Wohlergehen der Kinder zu bemühen, ihnen die Möglichkeit zu geben sich zu entwickeln und ihnen Chancen der eigenen Zukunftsgestaltung zu ermöglichen. Erst dann fühlt sich die jüngere Generation mitgenommen.
Zeit ist hierbei eine Schlüsselressource, welche in unserem System zu knapp ist. Den Erziehern und Lehrerinnen fehlt es an Zeit auf Kinder einzugehen, Schulen fehlt die Zeit für ein soziales Miteinander. Den Kindern fehlt die Zeit zum Lernen und den Eltern, wenn sie Erwerbstätigkeit und Betreuung vereinen müssen. Die Gesellschaft braucht nicht irgendwann ein neues Zeitmanagement, sondern jetzt.
Die Trend- und Zukunftsforscherin Corinna Müllhausen macht der Generation «Corona» aber auch Mut. Sie werden wichtige Fähigkeiten und Eigenschaften auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt mitbringen. Diejenigen, die jetzt ihren Abschluss machen, sind die ersten wahren Digital Natives, die in den Arbeitsmarkt starten.
Daniel Müller, JFF
Yves Derwahl, Provinzialrat