Sitzungsperiode 2021-2022
Sitzung des Ausschusses II vom 7. Juni 2022
Frage von Gregor FRECHES an Ministerin WEYKMANS zum Thema:
Fiber Job Day Proximus wirbt bis zu 3000 Arbeitsstellen bis 2023
Anlässlich des sogenannten « Fiber Job Day » von Proximus wurden zum Beginn des Monats Mai die mit dem Ausbau des Glasfasernetzes verbundenen Berufe und Beschäftigungsaussichten vorgestellt.
Laut dem Unternehmen, sollen bis 2023 bis zu 3000 Personen für den Ausbau dieses Netzes eingestellt werden. Die Bandbreite der gesuchten Berufsbilder ist mit rund 40 enorm.
Diese reichen von den operativen Tätigkeiten wie den Ausgrabungen und Installationsarbeiten über die Kontakte zu den Eigentümern oder Verwaltern bis hin zur Planung und Entwicklung des Netzwerkdesigns und der Betreuung in den Bereichen Finanzen, Vertrieb und Verwaltung.
Nun ist die Technik des Glasfasernetzes in Belgien noch recht neu und der Bedarf an Fachkräften relativ groß – auch für Proximus.
Wo die Fachkräfte also hernehmen?
Laut dem « Le Soir » Artikel vom 21.05.2022, folgt das Unternehmen seiner eigenen Strategie » Ausbilden um einzustellen ».
So nimmt Proximus die Ausbildung fehlender Arbeitskräfte – um diese anschliessend schnell und effizient einzustellen -selber hin die Hand, und zwar in Zusammenarbeit mit den regionalen Arbeits- und Ausbildungsagenturen: dem VDAB auf flämischer Seite, dem FOREM auf wallonischer Seite.
Das Konzept zeigt erste Früchte.
Nach einigen Monaten der intensiven Ausbildung sind die Personen befähigt eigenständig auf dem Terrain zu arbeiten. Interessant ist auch, egal ob Quereinsteiger oder « Berufsbeginner « :
es ist jedem möglich, bspw. Techniker für Glasfaserverbindungen zu werden, ohne eine vorherige Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen zu haben.
Dem Artikel nach plant Proximus weitere Veranstaltungen, die dem « Fiber Job Day » ähnlich sind.
Auch in der Wallonie, soll über die Berufe informiert und die « Rekrutierungswelle », wie der „Le Soir“ sie nennt, fortgesetzt werden.
Vom Unternehmer werden die Berufe rund um das Glasfasernetz als « zukunftsträchtig » umschrieben, denn selbst nach 2028 – dem selbsterklärten Ziel, 4,2 Mio. Haushalte und Unternehmen dem Netz angeschlossen zu haben – gibt es über die Wartung, Instandhaltung, Betreuung von Kunden und die Ausweitung des Netzes viel zu tun.
Wir richten deshalb folgende Fragen an Sie:
- Haben Sie Kenntnis darüber, ob das Unternehmen „Proximus“ sich auch an das ADG gewandt hat?
- Wie bewerten Sie die Möglichkeit auch Personen mit Vermittlungshemmnissen durch diese innerbetriebliche und den Umständen entsprechend kurze Ausbildungszeit in Arbeit zu bringen?
Antwort der Ministerin:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Werte Kolleginnen und Kollegen,
Proximus hat sich diesbezüglich nicht an das ADG gewandt.
Was nun die innerbetriebliche Ausbildung generell betrifft, so werden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft schon seit längerer Zeit ähnliche Formate umgesetzt:
Ein bewährtes Instrument zur Besetzung von Stellen, für die kein unmittelbar passender Kandidat gefunden werden kann, ist hier bspw. die Individuelle Berufsausbildung im Unternehmen (IBU). Der Arbeitgeber kann einen Arbeitsuchenden während 4 bis 26 Wochen am Arbeitsplatz ausbilden und muss ihn anschließend mindestens für die Dauer des Ausbildungsvertrags einstellen. Wenn die Ausbildung erfolgreich beendet ist, werden die Praktikanten dann auch zumeist übernommen: im Schnitt der letzten zehn Jahre wurden 87% aller erfolgreichen Absolventen auch über die Pflichteinstellungsperiode hinaus im Betrieb beschäftigt.
Die meisten IBUs wurden dieses Jahr im Baufach und im Handel abgeschlossen. Auch im Bereich Landwirtschaft/Forstarbeit/Gartenbau oder für Büroangestellte und verschiedene Dienstleistungstätigkeiten wird gerne auf die IBU zurückgegriffen.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wurde 2019 eine Analyse der von den Arbeitsuchenden tatsächlich wahrgenommenen Ausbildungen im Vergleich zu der Liste der Mangelberufe durchgeführt. Aus dieser Analyse ging hervor, dass den hiesigen Arbeitsuchenden insgesamt gesehen ein relativ breit gefächertes Ausbildungsangebot zur Verfügung steht.
Die große Herausforderung für die Zukunft besteht nun darin, dem hohen Anteil an niedrigqualifizierten Arbeitsuchenden – etwa über ein diversifiziertes Angebot von Teilqualifizierungen, unter anderem im handwerklichen Bereich – den Weg hin zu einer beruflichen Tätigkeit zu ermöglichen, die über das Hilfsarbeiterniveau hinausgeht und damit eine stabilere und erwerbssichernde Berufskarriere ermöglicht.
Zudem wird es immer mehr auf individuell zugeschnittene Ausbildungswege ankommen, da es in der Praxis immer schwieriger wird, kollektive Ausbildungen anzubieten, da angesichts der Kleinheit der DG zu einem bestimmten Zeitpunkt eventuell nicht genügend Teilnehmer bereitstehen. Es besteht zudem ein Bedarf an möglichst flexiblen Einstiegsmöglichkeiten. Aus diesem Grund sind ab 2021 verschiedene Teilqualifizierungen[1] angeboten worden, welche aktuell analysiert und evaluiert werden. Für ein definitives Fazit ist es allerdings zum aktuellen Zeitpunkt noch zu früh. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass in dem gerade genannten Rahmen die Qualifizierungsangebote von Proximus für Arbeitssuchende und insgesamt für unsere Region sehr interessant sein können. Ähnlich wie mit Bpost dieses TQA hier anbieten.