Sitzungsperiode 2021-2022
Sitzung des Ausschusses II vom 5. Oktober 2021
Frage von Gregor FRECHES (PFF) an Ministerin WEYKMANS zur
Auswertung der Prämien im Tourismussektor
In der Anhörung des Ausschusses 2, die sich mit der Auswertung der Prämien im
Tourismussektor befasste, wurde erläutert, dass aktuell keine Konkurswelle bei den in
Ostbelgien ansässigen Unterkunftsunternehmen und Akteuren im HoReCa Bereich zu
verzeichnen sind.
Das ist erfreulich und liegt sicher auch daran, dass es Maßnahmen gab die Konkurse
aussetzt.
Leider wissen wir, dass die Pandemie noch nicht beendet ist, wie die Beschlüsse letzter
Woche uns schmerzlich in Erinnerung gerufen haben.
Besonders der HoReCa Bereich ist abermals betroffen und sogar vor weiteren
Einschränkungen nicht geschützt, sollte sich die Corona Lage in die falsche Richtung
bewegen.
Meine Fragen an Sie deshalb werte Frau Ministerin:
- Ist aktuell ein gesondertes Screening der im Tourismusbereich betroffenen
Unternehmen vorgesehen, um die Wirtschaftslage auszuloten? - Wie bewerten Sie aktuell die Situation der Rückmeldungen aus dem Sektor, die über einen erheblichen Mangel an Personal klagen?
Antwort der Ministerin:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
Werte Parlamentarier,
seit Beginn der Krise erstellt die Arbeitsgemeinschaft Ostbelgien Statistik und hier
insbesondere deren Arbeitsgruppe – bestehend aus dem Fachbereich Beschäftigung und
Standortentwicklung, dem Arbeitsamt, der WFG, dem WSR und der AVED/IHK – ein
Monitoring der ostbelgischen Wirtschaft. Darin werden ebenfalls die Konkurse nachverfolgt.
Aus den Zahlen zu den Betriebskonkursen des belgischen Statistikamts Statbel geht
hervor, dass in der Deutschsprachigen Gemeinschaft in den meisten Monaten nur
geringfügige Unterschiede zwischen den Werten von 2019 und 2020 bestanden. Diese
Tendenz setzt sich bislang auch im Jahr 2021 fort. Die Werte steigen und fallen von Monat zu Monat in sehr geringem Ausmaß, ohne dass eine wirkliche positive oder negative Entwicklung zu erkennen ist.
Der Wirtschafts- und Sozialbericht 2021 des WSR zeigt ein genaueres Bild über mehrere
Jahre. Dabei hat es im Jahr 2020 29 Betriebskonkurse gegeben. Innerhalb der letzten 15
Jahre wurden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Schnitt 35 Konkurse pro Jahr
gemeldet. Das Jahr 2020 weist demnach einen besseren Wert auf als der Jahresdurchschnitt.
Wenn man die Konkurszahlen des Jahres 2020 auf die einzelnen Sektoren verteilt, stellt
man fest, dass das Gastgewerbe (mit sieben) und der Handelssektor (mit sechs) – wie so
oft – am stärksten betroffen waren. Die Betrachtung des Zeitraumes 2010-2020 zeigt, dass das Gastgewerbe und der Handelssektor in den « TOP 3 » der von Konkursen am meisten betroffenen Sektoren stehen, zusammen mit dem Bausektor.
Aktuell weichen die Zahlen wegen der Corona-Krise nicht besonders von den Vorjahren ab.
Es sei aber darauf hingewiesen, dass es über einen längeren Zeitraum einen “moratoires
des faillites1” gegeben hat. Daneben haben sicherlich auch die Corona-Hilfen des Föderalstaates, der Wallonischen Region und der Gemeinden samt Deutschsprachigen
Gemeinschaft geholfen, den einen oder anderen Engpass zu überbrücken.
Beobachtungswürdig ist jedoch, dass der belgische Rückgang der Konkurse aufgrund des Moratoriums in der Deutschsprachigen Gemeinschaft nicht beobachtet werden konnte. Ein weiteres gesondertes Screening neben dem Monitoring ist aus diesen Gründen seitens der Regierung nicht geplant.
Der Fachkräftemangel im HoReCa Bereich kann bereits länger beobachtet werden. So
werden die Berufe “Köche und Küchenpersonal” und “Restaurantpersonal” bereits
kontinuierlich die letzten Jahre auf der Liste der Mangelberufe in Ostbelgien geführt. Diese Situation scheint seit der Krise noch verstärkt zu werden, da die Betriebe aufgrund der längeren Schließungsperioden von Abwanderungen berichten. Genaue Zahlen dazu stehen uns jedoch nicht zur Verfügung.
Es ist eine Tatsache, dass der sich zuspitzende Fachkräftemangel sowohl die politischen
Entscheidungsträger als auch die Wirtschaft seit Jahren herausfordert. Bereits in der
Vergangenheit wurden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. Mit dem Fachkräftebündnis haben wir schon jetzt neue Wege eingeschlagen und zum Beispiel in der Ausbildung verkürzte, bedarfsorientierte Teilqualifizierungen konzipiert. Zusätzlich muss sich der Arbeitsmarkt auch für Fachkräfte von außerhalb attraktiv machen und nicht mit unüberwindbaren Grundansprüchen schon die Bewerbungsabsicht hemmen. Eine zweite Sprache sowie Zusatzqualifikationen bspw. könnten im Betrieb erworben werden. Der Wirtschaftsstandort – der Standort – Ostbelgien ist extrovertiert und international
orientiert. Die gleiche Offenheit ist auch beim Anwerben von Fachkräften von Vorteil und
angesichts unserer demographischen Entwicklung unerlässlich.