Brüssel, den 08. Oktober 2021
Pressemitteilung
Kein Attest bei Krankheit?: Miesen warnt vor Missbrauch
Die Presse berichtete in den letzten Tagen, dass die Föderalregierung derzeit auf Vorschlag der Hausärztevereinigung Domus Medica prüfe, ärztliche Atteste bei kurzer Krankheit nicht länger einzufordern. So könnte der administrative Aufwand für Hausärzte deutlich gesenkt werden. Der ostbelgische Gemeinschaftssenator, Alexander Miesen (PFF), sieht diese Entwicklung allerdings sehr kritisch und kündigt eine Befragung der zuständigen Minister an.
Es war eine Überraschung in dieser Woche: Die Föderalregierung kündigte an, sich über die sogenannte Attestpflicht bei kurzzeitiger Abwesenheit beugen zu wollen. Im Rahmen eines Reformpakets soll ggf. die Attestpflicht für Arbeitnehmer wegfallen, die nur zwei bis drei Tage krank sind. Das ist zumindest der Vorschlag der Hausärztevereinigungen. Aus den Reihen der Föderation Belgischer Unternehmen (FEB) kommt nur bedingt Zustimmung für diesen Vorschlag, da dieser Raum lasse für Missbrauch.
Diesen möglichen Missbrauch sieht auch Alexander Miesen: „Wenn es möglich wird, zwei bis drei Tage zu Hause zu bleiben, ohne dabei eine ärztliche Krankschreibung vorzulegen, dann kreieren wir ein Schlupfloch. Es gibt sicherlich viele verantwortungsbewusste Menschen, die diese Regelung korrekt nutzen würden, allerdings wird es auch jene geben, die dieses System missbrauchen. Jemand, der z.B. ein durchzechtes Wochenende hinter sich hat, könnte sich also ohne Weiteres am Montag bei seinem Arbeitgeber abmelden. Das geht so nicht.“
Vertreter der Arbeitgeberorganisation FEB und der Senator sind sich der Belastung für Hausärzte bewusst, dennoch müsse es eine andere Möglichkeit geben.
Der Senator warnt im Zuge der Diskussion um das Attest auch vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt: „Wenn wir es nun ermöglichen, dass jeder ohne große Hürden für zwei bis drei Tage zu Hause bleibt, wird der ohnehin schon bestehende Flächenbrand beim Fachkräftemangel weiter angeheizt. Wir sollten viel mehr darauf achten, wie wir Langzeitkranke verhindern und wie bestimmten Berufskrankheiten vorgebeugt wird. So entlasten wir Ärzte, den Arbeitsmarkt und Familien.“
Alexander Miesen
Gemeinschaftssenator