Schriftliche Frage Nr. 140 vom 8. Februar 2021 von Frau Jadin an Herrn Minister Antoniadis zu den Krankenhausaufnahmen im Jahr 2020 auf dem Gebiet der DG1
Frage
Am 30. Januar 2021 meldete die Tageszeitung LaLibre, dass die Zahl der belgischen Krankenhausaufnahmen zwischen 2019 und 2020 um 19 Prozent gefallen sei. Dies geht aus einer Studie der „Agence intermutualiste“, kurz AIM, hervor.
Auf Anfrage der Inami hat das AIM Daten bezüglich der klassischen Krankenhausaufenthalte pro Woche zwischen dem 6. Januar 2020 und dem 27. Dezember 2020 gesammelt und diese mit den wöchentlichen Datenerhebungen des Jahres 2019 verglichen.
Ziel der Studie war es, den Behörden einen ersten groben Indikator zu liefern, der den Impakt der Krise auf die gewöhnlichen Krankenhausaufnahmen bemisst. Bekanntermaßen mussten Krankenhäuser ihr ganzes Programm covidbedingt umstellen, zeitweise von nicht dringlichen Eingriffen absehen und eine gewisse Anzahl an Betten freihalten, um sich der Pandemie zu stellen. Nichtsdestotrotz weisen die Verfasser der Studie darauf hin, dass keine verlässlichen Aussagen im Hinblick auf die Belegung der Krankenhausbetten oder der Arbeitslast – insbesondere was die Intensivbetten angeht – gemacht werden können.
Diverse Dienste sind vom Schwund mehr betroffen als andere. Die Studie hält fest, dass der Bereich Neonatologie den deutlichsten Rückgang in puncto Krankenhauseinweisungen (60%) gekannt hat, die Entbindungsstation mit einer Verringerung von lediglich 7% jedoch eine Ausnahme darstellt.
Ferner können regionale Unterschiede festgemacht werden. Betrachtet man spezifisch die Provinz Lüttich, so liegt der Rückgang der Aufnahmen bei etwa 20%. Demgegenüber fällt die Lage je nach Krankenhaus unterschiedlich aus.
So lauten meine Fragen an Sie, werter Herr Minister:
- Nimmt man die wöchentliche Entwicklung der Krankenhauseinweisungen in allen Diensten in den Blick: verzeichnen die Krankenhäuser auf dem Gebiet der DG ebenfalls einen deutlichen Rückgang?
- Der Punkt „Neonatologie“ wurde explizit angesprochen – ein Bereich, in dem wichtige Kooperationen innerhalb des Netzwerks getroffen wurden. Wie verläuft aktuell die Zusammenarbeit im Bereich der Neonatologie innerhalb des Netzwerks? Ist es auch in den Krankenhäusern der DG zu einem deutlichen Rückgang der wöchentlichen Krankenhauseinweisungen in der Neonatologie im Jahr 2020 gekommen?
Antwort, eingegangen am 11. März 2021
- Im Anhang2 finden Sie, eine Tabelle wöchentlicher Aufnahmen beider ostbelgischer Krankenhäuser.
Insgesamt gab es 24% weniger Aufnahmen im Jahr 2020 als im Jahr 2019.
Die Zahlen von Sankt Vith sind pro Monat dargestellt. Man erkennt gut die deutlichen Rückgänge während der ersten und zweiten Welle. Insgesamt waren es 18% weniger Aufnahmen im Jahr 2020 als im Jahr 2019.
Die Zahlen von Eupen sind pro Woche dargestellt. Die deutlichen Rückgänge während der beiden Wellen/Lockdowns sowie ist ein deutlicher Rückgang der Anzahl Aufnahmen zwischen den beiden Wellen zu erkennen.
Die Anzahl Aufnahmen ist nicht gleich die Anzahl Belegung. Weniger Aufnahmen mit längeren Liegezeiten könnten zu einer höheren Belegung führen.
- Keines der beiden Krankenhäuser der Deutschsprachigen Gemeinschaft besitzt einen anerkannten Neonatologie-Dienst.
Das St. Nikolaus Hospital besitzt einen pädiatrischen Dienst. Im Rahmen der Partnerschaft mit dem CHC wurde 2017 der „Accord opérationnel n°4 Néonatologie“ unterzeichnet.
Seit Unterzeichnung dieser Vereinbarung werden intensivpflichtige Neugeborene zum CHC verlegt, außer, die Eltern bitten um eine Verlegung zu einem anderen Krankenhaus.
Ist die Verlegung eines Neugeborenen auf die neonatologische Station erforderlich, übernimmt das neonatologische Team des CHC MontLegia den Transport. Konkret bedeutet das: Der Arzt des hiesigen Krankenhauses kontaktiert diensthabenden Neonatologen. Mit Team und speziell ausgestatteter Ambulanz (spezieller Transportinkubator mit Beatmungskapazität), wird das Neugeborene im hiesigen Krankenhaus (St.Vith oder Eupen) abgeholt. Das Team besteht aus einem Pädiater, welcher über die Zusatzbezeichnung der Neonatologie verfügt, einer Kinderintensivpflegerin und dem Ambulanzfahrer. Das Team kann rund um die Uhr, 365 Tagen angefragt werden.
Im Rahmen der Zusammenarbeit sieht die organisatorische Verpflichtung vor, dass Neugeborene nach Stabilisierung, im Falle dessen, dass eine Entlassung nach Hause noch nicht möglich ist, in die Ursprungsklinik zurückverlegt werden. Da die Klinik St. Josef allerdings über keine Pädiatrie verfügt, dürfen die Neugeborenen aus medizinisch-legaler Sicht nur bis zu einem Lebensalter von 28 Tagen aufgenommen werden. Ist das Alter von 28 Tagen überschritten, muss die Rückverlegung seitens der Klinik St. Josef ablehnt werden. Dies stößt verständlicherweise auf Unverständnis bei den Familien. In Absprache mit und nach Entscheidung der Eltern werden die Neugeborenen dann zum Sankt Nikolaus Hospital in Eupen oder nach Malmedy verlegt.
Die Zusammenarbeit mit und die Verfügbarkeit des Dienstes des CHC MontLegia ist sehr gut. Sowohl die praktischen Übernahmen als auch die Bereitschaft telefonisch beratend weiterzuhelfen ist uneingeschränkt gut. Die Wartezeit bis zum Eintreffen des Teams entspricht der Entfernung. Bis zum Eintreffen des Lütticher Teams übernehmen die Pädiater vor Ort die Versorgung der Neugeborenen. Die Pädiater verfügen über die nötigen Kenntnisse in der Neonatologie.
Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem Netzwerk MOVE wurde beschlossen, das Thema Neonatologie zu einem Schwerpunkt des medizinischen Projekts des Netzwerks zu machen.
Da keines der beiden Krankenhäuser über eine Neonatologie verfügt, gibt es in dieser Fachrichtung auch keine Krankenhauseinweisungen.
Nichtsdestotrotz nimmt das St. Nikolaus Hospital, aufgrund der o.g. Regelung der 28 Tage, auch neonatologische Fälle in seiner Pädiatrie auf. Zwischen 2019 und 2020 ist ein Rückgang von 7% zu beobachten
1 Die nachfolgend veröffentlichten Texte entsprechen den hinterlegten Originalfassungen
2 Siehe Anhang