Sitzungsperiode 2020-2021
Sitzung des Ausschusses IV vom 2. Dezember 2020
AKTUELLE FRAGE VON UNSERER GEMEINSCHAFTSABGEORDNETEN EVELYN JADIN ZUR KREBSVORSORGE- UND BEHANDLUNG IN CORONA-ZEITEN
Am 21. November 2020 meldete das GrenzEcho, dass nach Angaben der Stiftung Krebsregister zwischen März und September in Belgien schätzungsweise 5.000 Krebsdiagnosen wegen Covid-19 nicht gestellt wurden – was in coronafreien Zeiten noch den Umfang eines gesamten Diagnosemonats darstellte!
Die Pandemie verändert die Krebstherapie und auch die psychosozialen Behandlungen konnten in den letzten Monaten bei weitem nicht in gewohnter Weise ausgeführt werden. Nicht dringliche Operationen und Behandlungen wurden verschoben und weniger Raum wurde für Sprechstunden und Untersuchungen geboten.
Die Aufschiebung der Untersuchungen hinterlässt vor allen Dingen eine tickende Zeitbombe. Wenn der Feind Krebs heißt, kann der Zeitpunkt der Diagnose entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und die Chance auf Heilung sein. Demnach kann eine verspätete Diagnosestellung mit einer aggressiveren Behandlung und ungünstigeren Prognosen einhergehen.
Hinzu kommt, dass die Diagnose Krebs Unsicherheiten und Ängste hervorruft – was sich in Pandemiezeiten deutlich verschärft. Patienten scheuen den Gang zum Arzt aus Angst vor einer Ansteckung – wohlwissend, dass Krebsbehandlungen wie beispielsweise die Chemotherapie die körpereigene Abwehr schwächen und die Infektionsgefahr erhöhen. Anfang dieses Jahres habe ich Sie zu den kostenlosen Krebsvorsorge und –früherkennungsprogrammen in der Deutschsprachige Gemeinschaft befragt. Mit der 6. Staatsreform wurden der DG bekanntermaßen bedeutende Zuständigkeiten im Bereich der Präventionsarbeit übertragen, die auch in Corona-Zeiten von fundamentaler Wichtigkeit sind.
Meine Fragen an Sie lauten, werter Herr Minister:
- Wie bewerten Sie die Situation im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung der
Krebskranken in der DG? - Inwiefern wurden die Krebsvorsorge und –früherkennungsprogramme in der DG krisenbedingt angepasst, um der Rolle der lebenswichtigen Vorsorge gerecht zu werden?
- Gibt es aktuell Wartelisten im Bereich der Vorsorge?
Antwort des Ministers:
Eine Bewertung der Situation ist in Ermangelung von Daten aufgrund der fehlenden Zuständigkeit der DG schwierig.
Aus den Rückmeldungen der beiden Krankenhäuser der DG geht hervor, dass absolut notwendige Behandlungen weiterhin durchgeführt werden konnten.
Das St. Nikolaus-Hospital hatte sogar ein Komitee eingerichtet, das jede OP-Anfrage auf ihre Dringlichkeit hin überprüfte.
Ich kann mir aber vorstellen, dass aus Sicht des betroffenen Patienten jede nicht durchgeführte Operation bedauert wurde.
Einzelfälle von nicht durchgeführten Operationen, die aber aus medizinischer Sicht nicht dringend waren, sind mir durchaus bekannt.
Die beiden Krankenhäuser teilten uns außerdem mit, dass auch in Bezug auf alle anderen nicht aufschiebbaren Krebstherapien Versorgungskontinuität bestanden hat.
Was die Präventionsprogramme anbelangt, so kann ich bestätigen, dass bei der ersten Welle die Einladungen zu den Untersuchungen für kurze Zeit eingestellt wurden.
Während der zweiten Welle war dies aber schon nicht mehr der Fall.
Der entstandene Rückstand während der ersten Welle wurde inzwischen aufgeholt. Das gilt sowohl für die Brustkrebsfürsorge als auch für Darmkrebsuntersuchungen. Laut den beiden Krankenhäusern gibt es keine Wartelisten.