Sitzungsperiode 2020-2021
Sitzung des Ausschusses II vom 6. Oktober 2020
Aktuelle Frage von unserem Fraktionsvorsitzenden Gregor FRECHES an Ministerin Isabelle WEYKMANS zur Verbesserung der Berufswahlvorbereitung in OSTBELGIEN
Die Berufswahl ist und bleibt für viele Jugendliche ein schwieriges Thema, an dem jedoch kein Weg vorbeiführt.
Zur Verbesserung der Berufswahlvorbereitung lief von 2017 bis 2019 am Königlichen Athenäum Eupen das Pilotprojekt „Berufsorientierung, Ausbildungs- und Studienberatung in den Schulen“.
Unterstützungsmaßnahmen für schulische Berufsorientierung sind in OSTBELGIEN zahlreich (Kaleido, Jugendinformationszentren, ADG, BIZ-Mobil,…), jedoch sind nach wie vor viele Abiturienten der Meinung, nicht ausreichend bei der Berufswahl unterstützt zu werden.
Unter anderem ist eine sogenannte Potentialanalyse ein fester Bestandteil des oben beschriebenen Projektes, welche auch in diesem Jahr vorgesehen war.
Ziel dieser Analyse ist es, eine erste stärken- und handlungsorientierte Analyse der Interessen und Fähigkeiten der Schüler durchzuführen.
Das Interesse und die Motivation der Schüler sollen geweckt werden, damit sie sich möglichst früh und aktiv mit ihrer Zukunft beschäftigen.
Das Projekt der Berufswahlvorbereitung am KAE galt als Eckpfeiler für eine Bestandsaufnahme und sollte nach vollständiger Ausarbeitung auch in anderen Schulen Anwendung finden.
Meine Fragen nun an Sie, werte Frau Ministerin:
- Welche Resultate hat die Analyse und Auswertung der Ist-Situation im Rahmen der
Berufswahlvorbereitung zutage gebracht? - Welche weiteren und konkreten Schritte können wir in der näheren Zukunft erwarten?
Antwort der Ministerin:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
Werte Kolleginnen und Kollegen,
im letzten Begleitausschuss des Pilotprojekts „Berufsorientierung, Ausbildungs- und Studienberatung in den Schulen“ Ende Juni 2020 wurde der wissenschaftliche Abschlussbericht durch Frau Prof. Dr. McElvany vorgestellt. In diesem Rahmen wurden die Schüler, die im 2. Sekundarschuljahr an der Potenzialanalyse teilgenommen haben, im 3. Sekundarschuljahr befragt, um das Wirken der Potenzialanalyse bei der Schülerwahrnehmung messen zu können.
Hier war man sich einig, dass der Aufwand für die Schule und der finanzielle Aspekt, welcher dem Nutzen gegenübersteht, nicht gerechtfertigt ist. Es konnte im Vergleich kein systematischer Unterschied zugunsten derer festgestellt werden, die an der Pilotschule an der Potenzialanalyse teilgenommen hatten.
Festzustellen war ebenfalls, dass, trotz der Genehmigung von zusätzlichem Stellenkapital, es keinen allgemeinen signifikanten Unterschied zwischen der Pilotschule und den beiden Vergleichsschulen gab. Untersucht wurden dabei die Entwicklung der Informationskompetenz, Selbsteinschätzungskompetenz sowie personalen und sozialen Kompetenzen und die Motivation vom 3. Sek (2017). bis 6. Sek (2020). (Das sind Daten von 119 Schülerinnen und Schülern, wovon 65 der Pilotschule angehören).
Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Tatsache, dass das Pilotprojekt zeitlich begrenzt angesetzt wurde, wurde die Pilotphase zum 30. Juni 2020 beendet und kein Stellenkapital mehr zur Verfügung gestellt.
Über den Sommer hinaus hat als nächster Schritt das Ministerium eine Analyse unterschiedlicher Gebiete vorgenommen – Nordrhein-Westfalen (DE), Brandenburg (DE),
Kanton Schaffhausen (CH), Südtirol (IT) und Frankreich, um aufzuzeigen, wie die Berufswahlorientierung anderorts durchgeführt wird. Das Ministerium wird mir zeitnah diese Analyse vorstellen. Dabei kann anscheinend bereits jetzt gesagt werden, dass sowohl die Konzepte zur Berufswahlvorbereitung als auch die Umsetzung von verpflichtenden Berufspraktika in den verschiedenen Analysegebieten sehr heterogen sind.
Zudem wurde eine Online-Umfrage erstellt, um die grundlegenden Informationen der IstSituation zur schulischen Berufswahlvorbereitung und -orientierung in unseren Schulen zu
erfassen. Die Schulleiter haben noch bis zum 14. Oktober 2020 Zeit, diese auszufüllen.
Um ein stimmiges Konzept zu erarbeiten, das flächendenkend umgesetzt werden kann, ist es notwendig, wesentliche Akteure des Bildungswesens, für die die Berufswahlvorbereitung essenziell ist, zu vereinen und Vertreter aus verschiedenen Organisationen zu Rate zu ziehen. In diesem Kontext ist ein neuer Begleitausschuss gegründet worden, der als Denkfabrik agieren soll. Der Begleitausschuss hat die Aufgabe, die Umsetzung des ausgearbeiteten Konzepts kritisch zu begleiten und erfüllt eine beratende Funktion. Als Grundlage für das auszuarbeitende Konzept dienen die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt sowie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation von Frau Prof. Dr. McElvany und die Ergebnisse der Vergleichsstudie und der Online Umfrage.