Sitzungsperiode 2019-2020
Sitzung des Ausschusses IV vom 9. September 2020
Aktuelle Frage von unserer Gemeinschaftsabgeordneten Evelyn JADIN zur saisonalen Grippe und COVID-19
Das GrenzEcho meldete am 26. August 2020, dass die Impfung gegen die saisonale Grippe in diesem Jahr in 2 Phasen durchgeführt würde. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der begrenzten Verfügbarkeit von Impfstoffen werden somit vom 15. September bis zum 15. November gefährdete Menschen, Personal im Gesundheitswesen und Menschen über 50 Jahre vorrangig geimpft, wohingegen die breite Öffentlichkeit erst ab dem 15. November Zugang zur Impfung hat.
Das Risiko, dass die saisonale und in den kalten Monaten zu erwartende Grippewelle mit einem erneuten Covid-19 Höchststand in diesem Jahr zusammenfällt, besteht und ist real. Zurzeit liegen jedoch keine Erfahrungswerte einer Corona-Infektion gepaart mit einer Grippe vor. Würde eine Doppelinfektion den Patienten härter treffen?
Beide Viren gefährden dieselben Risiko- und Bevölkerungsgruppen und weisen gleichartige klinische Symptome und Anzeichen auf, was für Verwirrungen sorgen könnte. Einzig und alleine ein Test erlaubt eine Unterscheidung. Jeden Winter werden alleine wegen Grippe viele Patienten stationär aufgenommen.
Bei seiner Pressekonferenz am Freitag, den 28. August 2020, sprach sich das nationale Krisenzentrum in diesem Zusammenhang klar für eine Grippeschutzimpfung für die Risikogruppen und das medizinische Personal aus, welches explizit dazu aufgerufen wurde, sich gegen das Grippevirus impfen zu lassen. Für den föderalen Sprecher für Covid-19, den Virologen Steven Van Gucht, könnten die Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Coronavirus ergriffen wurden, gar eine hemmende Wirkung auf die Grippeepidemie und einen harmloseren Verlauf in diesem Jahr zur Folge haben. Belgien wird über 2,9 Millionen Dosen Impfstoff gegen die saisonale Grippe verfügen, was mehr ist, als in den vergangenen Jahren.
Auch im benachbarten Deutschland werden die Stimmen und Forderungen nach einer Grippeimpfung immer lauter, um auch Kinder, Erzieher und Lehrer gegen Grippe zu immunisieren. Nicht nur Ärztepräsidenten, die deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, sondern auch der Bundesgesundheitsminister rieten zur Grippeimpfung – um nur einige Beispiele zu nennen.
Meine Fragen nun an Sie, werter Herr Minister:
- Da die Gesundheitsprävention in den Zuständigkeitsbereich der DG fällt: wie bewerten Sie besagte Empfehlung in ihrer Funktion als Gesundheitsminister?
- Ist eine Kampagne in der DG geplant, um der breiten Bevölkerung die Empfehlung einer Schutzimpfung gegen Influenza näher zu bringen? Insbesondere um die Zielgruppen, die vom Hohen Gesundheitsrat definiert wurden (schwangere Frauen, chronisch Kranke, Menschen, die mit einer Risikoperson unter einem Dach leben, Beschäftigte im Gesundheitswesen und Personen über 50 Jahre usw.) bestens zu erreichen?
Antwort des Ministers:
Die Empfehlung, die Zielgruppe der Grippeimpfung in diesem Jahr zu erweitern, hat in der Deutschsprachigen Gemeinschaft großen Zuspruch gefunden. Die Hausärztekreise der Gemeinschaft unterstützen einstimmig die geplante Grippeimpfung.
Die Zielgruppen für die Grippeimpfungen 2020 sind demnach:
- Gruppe 1: Risikopatienten (Schwangere, chronisch Kranke, Senioren über 65,
Personen, die in Wohneinrichtungen leben, Kinder über 6 Monaten mit chronischer
Aspirin-Therapie) - Gruppe 2: Personal des Gesundheitssektors
- Gruppe 3: Personen, die mit einer Person aus Gruppe 1 oder einem Kind unter 6
Monaten unter einem Dach leben. - Die Corona-bedingte Zusatzgruppe betrifft Personen zwischen 50 und 64 Jahren.
Primäres Ziel, weswegen die Zielgruppe erweitert wurde, ist es, besonders intensiv gegen eine bevorstehende Grippewelle vorzugehen.
Dies erfüllt zum einen den Zweck, Doppelinfektionen zu vermeiden, zum anderen soll die Arbeit der ersten Linie erleichtert werden. Es ist äußerst schwierig, eine saisonale Grippe klinisch von einer Corona-Infektion zu unterscheiden. Der eindeutige Unterschied kann nur durch ein PCR-Test nachgewiesen werden.
Die Kampagne zur Grippeimpfung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft beinhaltet die bisher angebotenen öffentlichen Pressetexte sowie den Aufruf, sich impfen zu lassen, der über die verschiedenen zur Verfügung stehenden Medien, wie zum Beispiel Radiospots etc., kommuniziert wird.
Zudem werden die hiesigen Hausärzte die Impfung vermehrt Ihren Patienten anbieten.
Die Hausärzte spielen hierbei eine große Rolle, um die Wichtigkeit der diesjährigen Grippeimpfung zu hervorzuheben. Unseren Informationen zufolge werden außerdem die Hausärztekreise hierzu in den Medien kommunizieren.