Resolutionsvorschlag an die Föderalregierung und die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft bezüglich der weiteren Absicherung der Entbindungsstationen im St. Nikolaus-Hospital Eupen und in der Klinik St. Josef in St. Vith sowie des medizinischen Angebots der beiden Krankenhausstandorte in der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Eupen, den 17.02.2020
Sehr geehrter Herr Präsident,
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen aus Regierung und Parlament,
die Krankenhauslandschaft ist europaweit im Umbruch und der Mehrheit der belgischen Krankenhäuser geht es nicht sonderlich gut. Fast jede zweite Klinik befindet sich in einer schwierigen Finanzlage. Die Kassen werden knapper, wobei der Kostendruck im belgischen Krankenhaussektor seit Jahren kontinuierlich steigt.
Gerade kleinere Häuser, wie die unseren, die häufig in der Position lokaler oder regionaler Rundumversorger sind, stehen vor großen Herausforderungen. Im Alleingang ist es schier unmöglich Kostensenkungen umzusetzen oder sich sinnvoll zu spezialisieren. Außerdem leiden sie unter überproportional hohen Verwaltungskosten – die Verwaltung einer kleinen Klinik ist kaum billiger als die einer großen.
Die im Januar diesen Jahres in Kraft getretene Reform soll Klinikschließungen vorbeugen in dem sie die Schaffung von Netzwerken anstrebt. Letztere sollen künftig entscheiden können, wie die ihnen zur Verfügung stehenden Finanzmittel verteilt und genutzt werden.
Ich bin bereits ergiebig im Rahmen der vergangenen Haushaltsdebatten auf die Wichtigkeit des Erhalts unserer beiden Krankenhausstandorte in Eupen und Sankt Vith eingegangen und ich kann mich diesbezüglich dem Gesagten meiner Vorredner nur anschließen.
Unsere Krankenhäuser haben bereits vor mehreren Jahren den Beschluss gefasst, sich dem CHC anzuschließen und werden voraussichtlich mit diesem das private Netzwerk in der Provinz Lüttich bilden. 2 kleine und ein großes Krankenhaus, bestehend aus mehreren Kliniken… Jetzt ist es umso wichtiger mit einer Stimme zu sprechen und sich im Netzwerk zu profilieren. Dies ist allerdings nur möglich, wenn beide Häuser an einem Strang ziehen und am besten noch in die gleiche Richtung…
Erlauben Sie mir, werte Kolleginnen und Kollegen, einige Worte zur kürzlich veröffentlichten KCE-Studie zu sagen, welche für uns der Auslöser der Hinterlegung der Ihnen heute vorliegenden Resolution war.
Nach einer Empfehlung des Fachzentrums für Gesundheitspflege könnten zukünftig 17 der insgesamt 104 Entbindungsstationen in Belgien geschlossen werden, darunter auch die Entbindungsstation des St. Nikolaus Hospitals in Eupen. Die besagte Studie ist keinesfalls bindender Natur und spricht lediglich Empfehlungen aus. Eine politische Entscheidung ist dementsprechend diesbezüglich noch nicht getroffen worden.
Die KCE-Studie trägt zum einen aber der aktuellen Ist-Situation nicht Rechnung, da sie u.a. auf veraltetes Zahlenmaterial beruht, zum anderen trägt die Studie den geographischen Begebenheiten, sowie der deutschen Sprache keinerlei Rechnung.
Besonders in ländlichen Gebieten, wie den unseren müssen werdende Mütter immer weitere Wege in Kauf nehmen, dabei kann die Entfernung zum Risiko werden! Die Anfahrt von mehr als 30 Minuten zur nächsten Entbindungsstation kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Im Winter bei schlechten Wetterverhältnissen, welche in unserem Raum oft üblich sind, kann sie sogar ggf. weitaus länger dauern.
Zudem ist fraglich, ob wenige große sogenannte Geburtszentren die vielen fehlenden kleineren Entbindungsstationen auffangen können.
Außerdem gehört die Geburt zur medizinischen Grundversorgung und sollte auf keinen Fall Opfer von Einsparungen werden.
Die Geburt eines Kindes ist, so habe ich mir sagen lassen, ein einmaliges und ganz besonderes Ereignis.
Ich bin weiß Gott keine Sozialistin, aber hier muss der Mensch und nicht der wirtschaftliche Erfolg die Hauptrolle spielen, denn mit der Geburt beginnt das Leben und darin gilt es zu investieren!
Kolleginnen und Kollegen, Sie werden verstanden haben, dass die PFF-Fraktion dem vorliegenden Resolutionsvorschlag vorbehaltlos zustimmen wird.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Evelyn JADIN