Rede vom Fraktionsvorsitzenden Gregor FRECHES zum Haushalt – Ausschuss 3 für Unterricht, Ausbildung und Erwachsenenbildung – Plenarsitzung 11/12/2018
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Parlamentspräsident,
Sehr geehrte Frau Ministerin,
Sehr geehrte Herrn Minister,
Werte Kolleginnen und Kollegen,
Auch in diesem Haushalt stellt die Bildung zum wiederholten Male den größten Posten dar.
Mehr als ein Drittel – 35% – des gesamten finanziellen Volumens, sprich fast 118 Millionen € werden auch im kommenden Jahr in Bildungsmaßnahmen investiert.
Gut investiertes Geld, welches alle Facetten des Bildungswesens bedient, von der Regelschule über die Förderzentren, von der Dualen Mittelständischen Ausbildung zu den Technischen Schulen, und natürlich vieles mehr….
Wie so oft wird von der Investition in die zukünftige Generation gesprochen und dies zu Recht!
Das Bildungssystem, auch das der DG, ist vielfältig und verlangt permanent unsere Aufmerksamkeit – Jahr für Jahr, praktisch Tag für Tag.
Das Wort Schule, meine Damen und Herren, kommt ja eigentlich aus der griechischen Sprache, und bedeutet soviel wie „Muße“ – also die freie Zeit, die man verschwenden kann um sich den schönen und geistigen Dingen zu widmen.
Nun, ich denke, dass es nicht gerade der Begriff „Muße“ ist, der uns heute beim Nachdenken über die Schule als erstes in den Sinn kommt.
Gegenwärtig und in der breiten Öffentlichkeit sind eher die Gedanken über mangelnde Qualität oder fehlende Effizienz des Schulwesens, über Schulversagen und Versagen der Schule, über fehlende Pflege des Humankapitals – sprich der Lehrpersonen, wiederzufinden.
Das Bild der Schule hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt.
Kaum noch jemand kann den Beruf des Lehrers mit einem Traumberuf vergleichen.
Gesellschaftspolitisch betrachtet ist dies ein Gesamtproblem, dem auch wir uns stellen müssen.
Auch wir vernehmen Jahr für Jahr Klagen über Lehrermangel, über dem fehlenden Respekt gegenüber unserem Schulpersonal, den schlechten Bedingungen usw…
Geht man den Dingen aber etwas näher auf den Grund, so können wir mit Fug und Recht behaupten, dass unser ostbelgisches Schulsystem gut funktioniert.
Betrachtet man die Pisa Studien etwas näher, zeigt sich rasch, dass unsere Schüler gute Resultate erzielen und sich gegenüber den anderen Jugendlichen aus der Wallonie oder aus Flandern gut aus der Affäre ziehen.
Ein Gradmesser sicherlich, der uns aufzeigen mag, dass vieles richtig gemacht wird, aber dennoch bei dem vielem Lob, dass es noch reichlich Verbesserungspotential gibt.
Potential, welches sowohl in der Regelschule aber vor allen Dingen in der Dualen Mittelständischen Ausbildung auszureizen gilt.
Denn wir bilden unsere Kinder im Hinblick auf ihre persönliche Zukunft aus.
Wir vermitteln ihnen Werte, die sie dazu befähigen sollten, relativ rasch nach der Studienzeit eine Arbeit zu finden.
Und vor dem Hintergrund des Facharbeitermangels sollte sich dieser Arbeitsplatz am Besten in der DG befinden.
Und neuestens zählt auch die Vollerhebung der Französischkenntnisse zu den Gradmessern unserer Qualität des Bildungssystems.
In Folge der Resolution der PFF zur Mehrsprachigkeit, kündigte Minister MOLLERS diese Vollerhebung an, die es ihm und damit verbunden allen Akteuren erlaubt einen besseren Einblick zum Stande der Französischkenntnisse zu erhalten.
Nun, die Ergebnisse sind in der letzten Woche präsentiert worden und zeigen auf, dass empirische Erhebungen, die komplette Jahrgänge umfassen, besser für Klarheit sorgen können als Hörensagen oder Befragungen von kleineren Kohorten.
Besser als von Vielen erwartet, so könnte das erste Fazit lauten.
Da dieser Erstausgabe der Vollerhebung in den kommenden Jahren weitere folgen werden, ist diese definitiv als Basis anzusehen – eben als Gradmesser.
Wie wichtig trotz allem der Faktor Mehrsprachigkeit bleibt, wurde Anfang des Jahres bei einem Kolloquium zu diesem Thema im Senat in Brüssel unterstrichen.
Vertreter der AHS, sowie Lehrpersonen aus der DG waren der Einladung gefolgt, die u.a. von meiner Kollegin Jenny Baltus Möres ausgesprochen worden war.
Sie war eine der Mitorganisatoren dieser Veranstaltung zum Themenschwerpunkt Mehrsprachigkeit.
Bei diesem Kolloquium, bei dem neben Universitäten auch Vertreter der Französischen Gemeinschaft und der Flämischen Gemeinschaft zu Wort kamen, hatte ich selbst die Ehre über die Erfahrungen der Bilingualen Kindergärten sowie der Bilingualen Primarschulen zu berichten.
Ob über Immersionsklassen wie in den benachbarten französischsprachigen Gemeinden, oder über Bilinguale Unterrichtsformen, alle Experten waren sich einig:
Mehrsprachige Kinder/Jugendliche haben es auf einem sich Veränderungen unterzogenen Arbeitsmarkt leichter!
Als Bildungspolitiker gilt es auch dem Faktor Zukunft unsere Aufmerksamkeit zu widmen.
Der nicht aufhaltbaren Dynamik der Digitalisierung müssen wir Rechnung tragen.
Unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen wachsen digital auf.
Vergessen sind doch die Zeiten der alten guten Schreibmaschine, die Kinder von heute kennen Computer, sie sind fit mit digitalen Hilfsmitteln.
Sind es unsere Lehrer auch?
Eine berechtigte Frage, die in meinen Augen nur von den Lehrern selbst beantwortet werden kann.
Nehmen wir den Fortschritt an oder lassen wir uns abhängen?
Der digitale Unterricht wird nicht davon abhängen, wie viele digitale Tafeln oder wie viele Tablets wir in den Schulen wiederfinden.
Digitale Umsetzungsmöglichkeiten in allen Unterrichtsfächern sind möglich und können vielfältig eingesetzt zu werden.
In einigen Fächern mehr, in anderen weniger.
Akzeptieren wir die Umstellung, ja dann gehen wir mit der Zeit.
Meine Damen und Herren,
Mit der Zeit gehen, müssen wir auch in der Dualen Mittelständischen Ausbildung.
Dafür steht u.a. auch das kommende PPP Projekt, welches für neue Rahmenbedingungen in St.Vith sorgen wird.
Auch in St.Vith sollen moderne Ausbildungsstätten geschaffen werden, die dem ZAWM neue Perspektiven liefern können.
Ich danke Ihnen für ihre geschätzte Aufmerksamkeit.
Im Namen der PFF Fraktion,
Gregor FRECHES
Fraktionsvorsitzender