800 Betriebe in der DG und im Jahr 2016 noch 115 unbesetzte Lehrstellen?! Dies stimmte den Fraktionsvorsitzenden der PFF, Gregor FRECHES, besorgt und er fragte beim zuständigen Minister nach. Zudem sprach FRECHES das Thema « Zugang zu Internet » an, in welchem er sich auf Fakten berief, die zeigen wieviel Prozent der Jugendlichen viel zu leichten Zugang zu Pornoseiten und dergleichen im internet haben.
Im Folgenden die Fragen des Gemeinschaftsabgeordneten sowie die Antworten des zuständigen Ministers.
Thema: Zugang zu Internet
In meiner heutigen Frage an Sie, werter Herr Minister, berufe ich mich auf einen GrenzEcho-Artikel, erschienen am 15. November 2016, in welcher der Zugang von Kindern zum Internet das zentrale Thema war.
Zur Sprache kam in besagtem Artikel eine Umfrage des Unternehmens Kaspersky, in welchem u.a. festgestellt worden war, dass 25% der befragten Kinder zwischen 10 und 15 Jahren bereits auf Pornoseiten gestoßen waren. Vielen der Befragten äußerten zudem Sorge um ihre Zukunft, in Anbetracht dessen, was sie in ihrer Jugend gepostet hatten usw.
Einerseits kommt den Eltern hier eine große Verantwortung zu. Doch auch in den Schulen haben die Kinder Zugang zum Internet.
Folgende Frage nun an Sie:
Wie wird das Surfverhalten dort überwacht, bzw. kontrolliert? Besteht ein unbegrenzter Zugang zu allen möglichen Seiten im Netz?
Antwort des Ministers:
Eine „Überwachung“ bzw. „Kontrolle“ des Surfverhaltens ist in der DG auf technischer Ebene nicht möglich und wird auch nicht gewünscht.
Aber die Schulen können den Zugang zum Internet auf unterschiedliche Arten begrenzen.
So sind alle Sekundarschulen der DG mit einer Firewall-Appliance ausgestattet. Konkret handelt es sich um ein „Fortigate 200B“-Gerät , mit dem zwei Arten von Filterungen aktiviert werden können:
- A) Eine « Web-Filterung“
Diese Filterung basiert ausschließlich auf Internetadressen, sogenannten „URL“.
Die URL werden vom Hersteller des Gerätes vordefinierten Kategorien zugewiesen, wie zum Beispiel: Pornographie, Dating, Waffen (Verkäufe), Marijuana, Sex Education, usw.
Die Schulen haben die Wahl, diese Filterung einzusetzen und so das Surfen pro Inhaltskategorie zu gewähren oder zu blockieren.
Derzeitiger Stand in den Schulen: Diese Filterung wird in allen Sekundarschulen in der DG für die Schulnetze eingeschaltet, und die Kategorie „Pornographie“ wird in allen Schulen blockiert.
- B) Eine „Anwendungsfilterung“ (Application-Control)
Diese Filterung stützt sich auf die Internetdienste, sie wird genutzt, um Dienste wie Facebook, Datenaustauschdienste oder Chatdienste komplett zu blockieren.
Die Schulen sind frei diese Filterung einzusetzen, um die Nutzung von Internetdiensten zu gewähren oder zu blockieren.
Jeder Nutzer kann neue Adressen oder Dienste über ein Internetportal melden.
Die Schulen sind auf der lokalen Ebene ebenfalls in der Lage, Adressen selbstständig einer Kategorie zuzuweisen und demensprechend zu blockieren oder den Zugang zu gewähren.
Die DG stellt den Sekundarschulen die dazu benötigten Geräte zu Verfügung und übernimmt die vollständige Finanzierung.
Die Grundschulen werden nicht automatisch mit solch einer Firewall-Appliance ausgestattet.
Jede Gemeinde kann für einen ausgehandelten Preis (62 € ohne MwSt. monatlich pro Standort) solch eine Firewall-Appliance für ihre Schulen leasen.
Zurzeit hat jedoch keine Gemeinde dieses Angebot angenommen.
Einige Schulen setzen die sogenannte „SafeSearch“-Filtertechnik ein.
Dabei handelt es sich um eine Konfiguration des Internetrouters, um sexuelle Inhalte bei Internetsuche zu filtern.
Besonders bei der Bildersuche ist diese Technik sehr geschätzt und nützlich.
Schüler von Grundschulen sollten übrigens gar nicht alleine aufs Internet zugreifen, sondern ausschließlich in Begleitung durch eine Lehrperson.
Abschließend möchte ich auch auf die zahlreichen Initiativen im Bereich der Informations- und Medienkompetenz an Schulen hinweisen.
So wird im Unterricht richtiges Surfverhalten eingeübt und auf die Gefahren im Internet hingewiesen.
Hierbei hilft der rahmenplanorientierte Leitfaden zur Medienkompetenz mit Handreichungen und Materialien zur Vermittlung der vorerwähnten Informations- und Medienkompetenz.
Des Weiteren runden Aktionen, die bereits seit mehreren Jahren angeboten werden, das Angebot von Präventionsmaßnahmen ab, wie z.B. der Safer Internet Day.
Frage zu den unbesetzten Lehrstellen von Gregor FRECHES
In einem GrenzEcho-Artikel von Dienstag, den 15. November 2016, ging es um die Vorstellung der Lehrvertragsstatistiken der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Zahlen, die aus der Feder des IAWM’s (Institut für Aus-und Weiterbildung) stammen.
Die Anzahl der nicht-besetzten Lehrstellen befand sich in diesem Jahr mit 115 freien Plätzen auf einem negativen Rekordniveau.
Hinzu kommt die Problematik, dass die Zahl der Neueinsteiger in eine Lehre rückläufig ist.
Beide Aspekte lassen kaum Platz für Euphorie, sondern sollten alle Beteiligten aufhorchen lassen.
Folgende Frage nun an Sie, werter Herr Minister:
Wie erklären Sie sich diese negative Tendenz und wie möchte die Regierung in Zusammenarbeit mit den Ausbildungszentren dieser aktuellen Situation gezielt entgegenwirken?
Antwort des Ministers
Die 115 nicht besetzten Ausbildungsplätze sind in der Tat besorgniserregend.
Diese Zahl ist ein deutliches Warnsignal für alle Akteure, die direkt oder indirekt mit dem dualen Ausbildungssystem in Ostbelgien in Kontakt stehen.
Mit vereinten Kräften müssen wir in den nächsten Monaten und Jahren neue Wege zur Eingrenzung dieses Phänomens beschreiten.
Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine ausschließlich ostbelgische Besonderheit, wie zwei Schlagzeilen aus deutschen Medien beweisen.
So titelte beispielsweise SPIEGEL ONLINE am 27. April 2016: „So viele freie Lehrstellen gab es seit 20 Jahren nicht“.
Und auch ZEIT ONLINE präsentierte am 13. August 2016 einen Artikel mit der Überschrift: „So viele offene Lehrstellen wie noch nie“.
Als Erklärung für die hohe Anzahl freier Lehrstellen und die rückläufige Zahl der Neueinsteiger können mehrere Gründe genannt werden.
Erstens spielt sicherlich die demografische Entwicklung eine zentrale Rolle.
Mit der sogenannten Generation Z sind die geburtenschwachen Jahrgänge mittlerweile auch in der dualen Ausbildung angekommen.
Zweitens lassen sich beide Phänomene auch durch einen seit vielen Jahren erkennbaren Trend hin zu einer zunehmenden Akademisierung begründen.
Immer mehr Jugendliche streben einen Abiturabschluss und ein anschließendes Studium an, weil sie – bedingt durch klischeehafte Äußerungen in ihrem Umfeld oder durch einseitige Darstellungen in den Medien – der festen Überzeugung sind, dass ihnen nur ein akademischer Titel Karrierechancen bieten kann.
Als dritte Erklärung kann das sogenannte Matching-Problem aufgeführt werden.
Die Anforderungen der ausbildungswilligen Unternehmen passen längst nicht immer mit den Profilen der ausbildungsinteressierten Jugendlichen zusammen. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Ausbildungsberufe nicht den Erwartungen und Wünschen der Bewerber entsprechen.
Diese Lücke zwischen Angebote und Nachfrage zu verkleinern, wird in den kommenden Jahren einen langen Atem verlangen.
Wie die Regierung in Zusammenarbeit mit den Akteuren der dualen Ausbildung dem vom Fragesteller beschriebenen Negativtrend entgegengenwirken möchte, werde ich Ihnen anhand von fünf konkreten Initiativen aufzeigen.
Zunächst wird das IAWM in Absprache mit der Regierung eine Feinanalyse der 115 offenen Lehrstellen vornehmen.
Dabei werden beispielsweise folgende Fragen im Vordergrund stehen:
Auf welche Berufe verteilen sich diese 115 freie Lehrstellen?
Welche Branchen haben die größten Schwierigkeiten, Lehrlinge zu finden?
Haben die Betriebe mit offenen Lehrstellen keine Bewerber gefunden oder mussten sie ungeeignete Kandidaten ablehnen?
Die Ergebnisse dieser Analyse werden es ermöglichen, gezielte Aktionen – wie eventuell eine Imagekampagne für bestimmte Berufsgruppen – zu realisieren.
Eine ganz zentrale Maßnahme, deren Umsetzung derzeit für ein Pilotprojekt vorbereitet wird, beinhaltet eine Ausdehnung der Möglichkeiten zur Berufswahlvorbereitung und Berufswahlorientierung im Primar- und Sekundarschulwesen.
Wenn Kinder, Jugendliche und Eltern frühzeitig, umfassend und realitätsnah über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten, auch die der dualen Berufe, informiert werden, kann indirekt auch das Ansehen der Lehre gesteigert werden.
Ebenfalls möchte die Regierung im Schuljahr 2016-2017 mehrere nachhaltige Projekte im Unterrichtswesen verankern, die das Interesse für naturwissenschaftliche, technische und handwerkliche Berufe steigern.
Zusätzlich werden das Institut für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand und in kleinen und mittleren Unternehmen und das Arbeitsamt in den nächsten Monaten ihre bestehende Zusammenarbeit vertiefen, um auf der einen Seite die jungen Arbeitssuchenden und auf der anderen Seite die offene Lehrstellen noch besser miteinander zu vereinen.
Als fünfte Initiative möchte ich das laufende ESF-Projekt BIDA erwähnen, dessen Name für berufliche Integration durch Ausbildungsbegleitung in der dualen Ausbildung steht.
Das von den beiden Ausbildungszentren konzipierte und derzeit erprobte Vorhaben, sieht eine gezielte Unterstützung von Lehrlingen vor, die einen Vertragsbruch hatten oder deren Lehrvertrag in Gefahr ist.
Die im Rahmen dieses Pilotprojektes bis Ende 2017 gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse sollen genutzt werden, um 2018 ein Erweiterung dieses Angebotes hin zu einer „Anlehre“ im Sinne eines dualen Berufsvorbereitungsjahres für Jugendliche mit gewissen Hemmnissen vorzunehmen.
Werte Kolleginnen und Kollegen, ich hoffe, dass ich Ihnen verdeutlichen konnte, dass die Regierung und die mittelständischen Akteure die 115 freien Lehrstellen nicht tatenlos hinnehmen.
Nur wenn sich Politik, Verwaltung, Ausbildungseinrichtungen und Betriebe gemeinsam der Herausforderung stellen, möglichst alle Jugendliche fit für eine Berufsausbildung zu machen und auch ausreichend Zeit, Energie und Kosten in die Ausbildung schwächerer Kandidaten investieren, werden wir dem Phänomen der offenen Lehrstellen wirksam entgegenwirken können.