Linie Eupen-Stolberg bleibt Zukunftsmusik. Nachdem in den letzten Wochen bekannt wurde, dass die SNCB die Öffnungszeiten des eupener Bahnhofs runterschraubt, befürchtete man ebenfalls in Zukunft eine komplette Schließung des einzigen noch bestehenden Bahnhofes in Ostbelgien. Die SNCB ließ daraufhin verlauten, dass bis 2020 kein einziger Bahnhof in Belgien geschlossen wird, also auch nicht in Eupen. Lediglich der Schalterbetrieb könnte noch angepasst werden.
Da Eupen neben den Hauptbahnhöfen von Verviers und Lüttich als einziger Bahnhof in der Provinz noch im Verkauf von internationalen Fahrkarten zuständig war, sorgte sich die Föderalabgeordnete Kattrin JADIN (PFF-MR) nach der Meldung über die Öffnungszeiten auch um den internationalen Ticketing-Dienst. Sie stellte gleich mehrere Fragen zur Zukunft des Bahnhofes an den Minister für Mobilität, François BELLOT (MR).
Weit über unsere Grenzen hinaus ist der gute Service des eupener Bahnhofes in Sachen international Fahrkarten bekannt. Sehr viele Deutsche kommen nach Eupen, um entweder eine grenzüberschreitende Fahrkarte zu kaufen, oder um sich einfach vom deutschsprachigen Personal in Eupen beraten zu lassen. Eine Beratung, die weder das Internet, noch ein Automat übernehmen kann.
„Es wäre einfach absurd, wenn deutschsprachige Bahnkunden bis nach Verviers oder Lüttich fahren müssten, um dann gesagt zu bekommen, dass das dortige Personal leider kein Deutsch versteht“, so die ostbelgische Abgeordnete.
In seiner Antwort an die Föderalabgeordnete erklärt BELLOT, dass die SNCB momentan eine Studie durchführt, um den Ertrag der 28 belgischen Bahnhöfe, die zuständig für den internationalen Fahrkartenverkauf sind, auszuwerten. Grund für diese Studie sei der Erfolg des Ticketverkaufs im Internet oder etwa per Telefon. Jedoch unterstreicht der Minister, dass nicht nur die Anzahl der verkauften Fahrkarten in Anbetracht gezogen werden, sondern auch der geografische Standort eines Bahnhofes.
Kattrin JADIN erkundigte sich ebenfalls über einen eventuellen Anschluss des eupener Bahnhofes an das Streckennetz der im aachener Raum sehr erfolgreichen Euregiobahn. Nicht nur für den Personenverkehr hätte die Wiederinbetriebnahme der Strecke erhebliche Vorteile, auch der Güterverkehr wäre nicht abgeneigt diese Strecke zu nutzen, da die Güterzüge, die von Antwerpen bis nach Köln durchfahren, bisher in Aachen-Rote Erde ein kompliziertes und zeitaufwändiges Manöver durchführen müssen. Die Linie über Eupen, Raeren und Stolberg würde es ermöglichen, den besagten Bahnhof in Aachen zu vermeiden und geradewegs nach Köln durchzusteuern.
Minister BELLOT erklärte jedoch, dass die Wiederinbetriebnahme der Linie Eupen-Stolberg nicht auf der Liste der regionalen Projekte steht, die die Wallonische Region bei der belgischen Bahn eingereicht hat. Bis auf ein paar informelle Gespräche mit dem Bundesland NRW hat es hierzu bisher auch noch keine offiziellen Diskussionen gegeben. Aufgrund des aktuellen Zustands der Strecke steht eine erneute Einsetzung der Linie laut BELLOT nicht auf Tagesordnung.
In der Tat wären aufseiten der Bundesrepublik Investitionen von rund 50 Millionen € fällig, dies um hauptsächlich zwei heruntergekommene Viadukte zu sanieren und die Strecke zu elektrifizieren. 2014 hatte der Zwecksverband Nahverkehr Rheinland (NVR) die Bezuschussungsanträge der EVS (Euregio-Verkehrsschienennetz GmbH), die sich seit Jahren bereits für eine Verlängerung der Euregiobahn bis nach Eupen einsetzt, abgelehnt. Die nächsten Zuschüsse des NVR werden erst wieder in der nächsten Förderperiode, die 2019 stattfinden wird, verteilt. Aber auch dann steht nicht fest, ob die obengenannten Projekte beim NVR Zuspruch finden werden.
„Eine Wiederinbetriebnahme der Strecke Eupen-Stolberg ist also nicht nur aufgrund der SNCB nicht zustande gekommen, auf deutscher Seite sind die zu tätigen Investitionen nämlich weitaus höher als auf belgischer Seite. Leider bleibt die Wiederinbetriebnahme deswegen weiterhin Zukunftsmusik“, so Kattrin JADIN abschließend, die aber noch neue Alternativen, die die Attraktivität des Eupener Bahnhofes fördern sollen, vorbringen will.