Der zweite Abend der Liberalen Woche im Café Trottinette, St. Vith, war sehr informativ und bereichernd
Zur Selbstständigkeit braucht es Herzblut – zur Übergabe Rationalität
Zur Halbzeit der Liberalen Woche hatte die PFF-Fraktion am Mittwoch, den 1. April 201, in Zusammenarbeit mit Beschäftigungsministerin Isabelle Weykmans in das Café Trottinette in das St. Vither Triangel zum Thema « Mut zur Selbstständigkeit » eingeladen. Mit dem Einstieg, dass nach Mayonnaise und Ketchup nur noch Senf übrig bleibe, man sich aber nicht zwischen sauer und süß entscheiden konnte, und dieser Abend kein Aprilzscherz darstelle, zog der Fraktionsvorsitzende Gregor Freches gleich zu Beginn alle Aufmerksamkeit und ein lautes Schmumzeln auf seine Seite.
Was sind die Gründe, die junge Menschen dazu bewegen, den Weg in die Selbstständigkeit einzuschlagen? Wie kann vor dem Hintergrund des demographischen Wandels der Mut zur Selbstständigkeit gefördert werden? Wie funktioniert eine Geschäftsübergabe bzw. was muss bei einer Übernahme beachtet werden? Wie sieht die Unternehmerlandschaft gegenwärtig in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aus?
Mit der letzten Frage und einem vorbereiteten Interview-Einspieler mit dem ehemalst selbstständigen Transportunternehmer Günther Scheuren wurde der Abend eröffnet. Durch das Video erfuhr die Gästeschar, dass er im Alter von 36 selbstständig wurde, weil ihn die Sehnsucht zum Ferntransportwesen antrieb. Die Direktorin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Nathalie Klinkenberg erläuterte dann, dass nachdem man vor wenigen Jahren noch Belgischer Meister, die Existenzgründung in der DG im Vergleich zum Landesinneren stagniere und dies nicht mehr nur auf Betriebsschließungen in der Landwirtschaft zurückgeführt werden könne. Eine Reihe von Vorteilen, wie das Hobby zu seinem Beruf machen zu können oder sein eigener Chef zu sein, gab sie als große Vorteile der Selbstständigkeit an. Derweil erreichen viele einstige Unternehmensgründer im Laufe des kommenden Jahrzehnts das gesetzliche Rentenalter: Mehr als 40% der Selbstständigen in der DG befinden sich im Alter zwischen 55 und 65 Jahren. Damit stehen diese vor der Frage das mit viel Herzblut und Elan aufgebaute Unternehmen zu schließen oder in die Hände eines Nachfolgers zu geben.
Wie die nächsten Videoeinspieler zeigten, kann dies reibungslos funktionieren:
Andy Haselbach ist heute 26 Jahre alt und hat erst im vergangenen Sommer die Cafeteria oberhalb des Eupener Hallenbades am Stockberger Weg übernommen – er berichtete von der positiven Unterstützung des Vorbesitzers; auch in finanzieller Hinsicht gewähre dieser Nachsicht. Anstrengend sei die Anfangsphase auch für « Sally’ s Creation » gewesen. Sie hatte die spontane Chance nach der Ausbildung ihren Ausbildungsbetrieb zu übernehmen.
Nicolas Pirotte und Laurent Renerken von der Wallonischen Gesellschaft für den Ankauf und Verkauf von Unternehmen (Sowacess) bestätigten, dass eine Vielzahl von Geschäftsübernahmen durch Personen erfolge, die im Unternehmen arbeiten. Positiv sei bei Übernahmen, dass die Kinderkrankheiten zu Beginn einer Unternehmenseröffnung in der Regel schon überstanden seien und einer fester Kundenstamm bestehe. Allerdings sei eine Übernahme dadurch auch etwas teurer. Sie stellten ihre Datenbanken vor, wo Unternehmen und Interessenten sich eintragen können. Auch können Inhaber und Interessierte über Fragebogen überprüfen inwieweit sie für eine Übergabe bzw. Übernahme in Frage kommen. Die Namen der Unternehmen werden hier nicht öffentlich angezeigt. Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen sei das höchste Gut. Letzteres müsse nicht nur zu Sowacess bestehen, sondern auch nach dem Zusammenbringen von Interessent und dem Unternehmensinhaber langsam aufgebaut werden. Es sei auf beiden Seiten ein rationales Vorgehen gefordert.
Über die Notwendigkeit und einzige Möglichkeit im Ländlichen Raum als Kinésitherapeutin zu arbeiten, sei sich selbstständig zu machen, berichtete Kinésitherapeuten Vanessa Schleiss.
Auch die Anwesenden berichteten aus der eigenen Erfahrung der Selbstständigkeit und machten interessante Anregungen.
Es folgt nun am morgigen Freitag, den 3. April, die dritte und letzte Veranstaltung der diesjährigen Liberalen Woche zum Thema « Wählen ab 16?! ». Die Veranstaltung ist ebenfalls eine Initiative der PFF-Fraktion, in Kooperation mit der JFF, der Jugend für Freiheit und Fortschritt. Mittels einer Pro- und Kontra-Diskussion soll das Thema im Austausch mit den Gästen und Redner sowie Videobeiträgen zum Thema näher beleuchtet werden.